CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

White - White
(52:53, Renaissance Records, 2006)

Im Vergleich zu seinen Bandkollegen bei Yes hielt sich Schlagzeuger Alan White mit seinen bisherigen Soloaktivitäten bzw. -projekten doch eher bescheiden zurück. Mit dem 1976 veröffentlichten, mehr in verschiedenen Mainstream Richtungen verankerten "Ramshackled" legte er gerade mal ein Soloalbum vor, aber auch sonstige Nebenaktivitäten beschränkten sich eher auf Gastauftritte bei unbekannten Bands wie z.B. Treason (Kritik in PNL Nr.33). Stilistisch bevorzugt der inzwischen in den U.S.A. lebende White seit jeher weniger rein progressive und sinfonische Momente, sondern fühlt sich augenscheinlich mehr im Rock / AOR Bereich wohl. Zwar wird bei "White" mit einem typischen Roger Dean Cover erst einmal eine gänzlich falsche Erwartungshaltung bezüglich eines Progressive Rock kompatiblen Inhalts aufgebaut, doch insgeheim überrascht es nur wenig, dass auch das Bandprojekt White eher auf geradlinige, hier und da leicht verspielte Strukturen und einen erdigen Rocksound baut. Mit Asia Mastermind Geoff Downes ist zwar ebenfalls ein ehemaliger Yesmusiker an Bord, doch wer dessen musikalischen Weg in den letzten Jahrzehnten verfolgt hat, erwartet von diesem ebenfalls keine progressiven Großtaten. Die weiteren Mitstreiter an Gesang, Bass und Gitarre sind eher unbeschriebene Blätter, passen aber bestens zur Rock Attitüde auf "White". So wird hier in erster Linie ordentlich und überraschungsfrei gerockt, dennoch kann man diesem Album durchaus einen gewissen "Gute Laune" Faktor bescheinigen, da man z.B. auch nicht vor Reggae Einflüssen Halt macht. Eine kleine Portion Sinfonik sorgt für die rechte Würze. Längst nicht so klebrig und bombastisch überladen wie bei Asia, setzt Downes mehr auf satte Orgel- und Keyboardsounds, während White eher unauffällig, aber dennoch souverän die Stücke rhythmisch zusammenhält. Die rauchige Stimme von Kevin Currie fügt sich passend in den relaxten Rocksound ein, während Bassist Steve Boyce banddienlich eher im Hintergrund agiert. So ist es vor allem Gitarrist Karl Haug mit seinem variationsreichen, aber fließenden Blues Rock Stil vorbehalten, "White" seinen ganz eigenen Stempel aufzudrücken. Alles in allem eine souveräne, sympathische Rockscheibe, die sicherlich vor 20 Jahren mehr Beachtung gefunden hätte.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006