CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Wastefall - Self exile
(51:10, Sensory, 2006)
Fälschung und Original. Etwas überspitzt könnte man so "Self exile" der griechischen Formation Wastefall titulieren. Denn wie hier recht offensichtlich die Stimmung, der Gesangsstil und die Kompositionstechnik von Pain Of Salvation heraufbeschworen wird, das kann doch einfach kein Zufall sein, oder doch? Doch tut man der Band aus Südeuropa sicherlich Unrecht, sie nur mit dem Vergleich zu den Kollegen aus den hohen Norden zu konfrontieren. Sicherlich wird hier manches mal rhythmisch vertrackt der prog-metallische Wüterich gemimt oder auch mal die gefühlvolle Schiene gefahren, doch bei genauer Sezierung der Musik, bei intensiver Beschäftigung mit der expressiven Wucht der Hellenen, fällt zuerst einmal auf, dass hier wesentlich mehr auf Power und Metal gesetzt wird. Die Riffs sind schärfer, der Kompositionsstil eine Spur aggressiver und sicherlich darf man beim dritten Album von Wastefall auch von so etwas wie einer eigenen Identität sprechen. Interessanterweise entstand dieses Album nicht in heimischen Gefilden, sondern vielmehr in Dänemark, wo man sich mit Produzent Tommy Hansen - der bereits die Regler für Helloween, Pretty Maids und Wuthering Heights verschob - namhafte Unterstützung dazuholte. So zitiert der Pressezettel auch gleich mal Bands wie Pantera, Metallica oder Nevermore, um die heftige Ausrichtung von Wastefall zu betonen. Sicherlich geht es auf diesem Album um einiges härter zur Sache, dennoch ist der Prog-Einfluss keineswegs zu vernachlässigen, alles eben nur eine Spur kerniger. "Self exile" ist trotz des zu Beginn angeführten Vergleichs zu Pain Of Salvation, weit davon entfernt als reines Plagiat oder blasse Kopie durchzugehen, denn dafür geht bei Wastefall einfach zu arg die Post ab. So ist dieses griffige Album wieder mal eine durchaus gelungene Prog Metal Scheibe der gehobenen Art.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006