CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

A Triggering Myth - The remedy of destruction
(53:00, The Laser's Edge, 2006)

Es klingt ja in erster Linie nicht so besonders spannend, wenn zwei Keyboarder ein Progalbum einspielen. Oftmals bekommt man dann aufgeblasenen Bombast geboten, der inhaltliche Mängel durch Power und Virtuosität zukleistert. Doch beim Duo Rick Eddy und Tim Drumheller sieht die Sache glücklicherweise meistens ganz anders aus, und ihre bisherigen fünf Alben sind weit entfernt von schmalzigem Keyboardgesülze und erschlagender Tastenbreitseite. Schon von Beginn an holten sich die beiden Amerikaner immer wieder neue Gastmusiker mit ins Boot, was nicht nur zu einer erheblichen klanglichen Bereicherung ihrer Alben sorgte, sondern die beiden ließen sich auch immer wieder aufs Neue von ihren Gästen inspirieren und bauten eine Art Bandkonzept immer weiter aus. So ist auf "The remedy of destruction" die komplette Mannschaft von McGill / Manring / Stevens am Start, damit sicherlich einige der derzeit spieltechnisch stärksten Instrumentalisten aus dem Jazz Rock Bereich. Doch gibt es nun nicht den filigranen Jazz Rock Overkill, sondern vor allem Schnellfinger Scott McGill nimmt sich an der Gitarre auch mal wohltuend zurück. Der Rhythmus kommt verspielt, aber knackig auf den Punkt, während die etwas düstere Grundstimmung für mächtig viel Atmosphäre sorgt und teilweise Erinnerungen an Happy The Man bzw. Canterbury Stilistik weckt. Als weiterer Gast ist der japanische Geiger Akihisa Tsuboy mit zwei Soli vertreten, die aber auch etwas anders klingen, als was man von seiner Stammcombo KBB kennt. Gerade diese kleinen Überraschungen, die nicht unbedingt so zu erwartenden und keinesfalls immer vorausschaubaren Gastbeiträge, machen "The remedy of destruction" zu einer sehr interessanten und vielschichtigen Angelegenheit. Zweifelsohne wird hier spielerisch auf einem sehr hohen Niveau agiert, jedoch niemals mit dem erhobenen Zeigefinger, dem Abgleiten in zielloses Gefrickel. Hin und wieder gleiten zwar auch A Triggering Myth in etwas ziellos wirkende Strukturen ab, aber die Grundrichtung stimmt. Diverse Soli- bzw. inhaltliche Wechsel wirken recht locker und souverän in den Gesamtkontext eingefügt und auch die beiden Männer an den Tasten spielen virtuos, aber dies eher auf eine unterschwellige Art. Somit überzeugt dieses Album vor allem durch einen geschlossenen Eindruck, ein in sich stimmiges Konzept, bei dem mehr der Song, denn die individuellen Fähigkeiten im Vordergrund stehen.

Kristian Selm



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