CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Tool - 10,000 days
(75:50, Sony, 2006)

"10 000 days", solange kam es dem gemeinen Tool Fan wohl wirklich vor, bis endlich der Nachfolger von "Lateralus" in den Läden stand. Nun, das Warten hat ein Ende und es hat sich, wie eigentlich immer bei Tool definitiv gelohnt. Diese Band ist einfach einmalig. Schon der Opener "Vicarious" nimmt einen mit auf eine Reise in die düstere und beklemmende Welt von Tool, welche einen gefangen nimmt, derbstens durchschüttelt, überrollt und am Ende des Albums ordentlich verstört wieder auskotzt. Auf "10 000 days" setzen Tool einfach auf alle Trademarks die sie bislang ausgemacht haben noch einen drauf. Die Rhythmik ist komplexer, die Grooves noch ausgefeilter, mehr Bombast, mehr Härte aber auch mehr Teile bei denen man sich ein wenig zurücklehnen kann um zu hinterfragen, was da eigentlich gerade mit einem passiert. Ein ums andere Mal fühlt man sich bei Maynard James Keenans Gesang an Schamanen und Geisterbeschwörungen erinnert. Drummer Danny Carey und Bassist Justin Chancellor legen ein Groove - Brett aufs Parkett welches den Hörer permanent zwischen wüstem Headbangen und nervösem Zucken hin und her pendeln lässt, entziehen kann man sich diesen Attacken aber beim besten Willen nicht. Auch Gitarrist Adam Jones spielt sich zu ständig neuen Highlights zwischen kalten, bedrohlichen Riffs und psychedelischen Einsprengseln, welche die Songs von Hördurchgang zu Hördurchgang immer weiter wachsen lassen. Immer wieder erschließen sich neue Nuancen auf "10 000 days" und sorgen so dafür das diese Platte einfach nicht langweilig wird. Wer sich also mal wieder einer richtig schön derben Gehirnwäsche unterziehen möchte, liegt bei diesem Scheibchen zu 100 Prozent richtig.

Sven Schmidt



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