CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Threshold - Surface to stage
(72:03, Threshold, 2006)

Immer mehr Bands nehmen heute die Veröffentlichungspolitik von Livealben, Outtakes bzw. seltenem Material in eigene Hände. Einerseits, um den Bootlegmarkt auszutrocknen, andererseits, um den Fans in ansprechender Qualität einen Gegenwert zu liefern und letztendlich in die eigenen Taschen zu wirtschaften. Vom Grundprinzip her sicherlich genau der richtige Ansatz. Die Ausprägungen sind vielfältig: bei den großen Acts geht dies mitunter soweit, dass man von jedem Konzert der Tour einen offiziellen Mitschnitt kaufen kann (z.B. Peter Gabriel), Dream Theater haben mit Ytsejam Records ein eigenes Label für ausgewählte Veröffentlichungen am Start, während Marillion ihre Fans mit einer fast unüberschaubaren Flut an Veröffentlichungen überschwemmen und deren Geldbeutel vor eine harte Probe stellen. Aber wir leben ja schließlich in einer freien Welt, wo jeder selbst entscheiden kann, wie viel er von seinen Lieblingen vertragen kann. Threshold fahren so etwas wie den goldenen Mittelweg. Immer wieder werden zwischen den offiziellen Alben eigene Veröffentlichungen herausgebracht, dies jedoch zum Teil auf entsprechende Nachfrage der Fans (wie z.B. ihr Fan-Unpluggedalbum "Wireless") bzw. in durchaus überschaubarem Maße. In ihrer losen "Direct-To-Fans-Albums" Serie ist "Surface to stage" die mittlerweile fünfte Veröffentlichung. Es handelt sich dabei um einen Livemitschnitt aus Pratteln (Schweiz) vom 17.9.2004, der im Rahmen der "Subsurface" Tour stattfand. Logischerweise stammt ein Großteil der Titel genau von jenem Album, mit "Long way home" und "Light and space" sind ebenfalls zwei Titel vom Vorgängeralbum "Hypothetical" vertreten. Um ihren Fans einen weiteren Gegenwert zu bieten, sind mit "Echoes of life" und dem vom 94er "Psychedelicatessen" Album stammenden "Into the light" zusätzlich zwei Songs vertreten, die es in Liveversionen bisher noch auf keinem Album gab. "Surface to stage" ist eben nicht nur einfach eine lieblose Soundboard Produktion, sondern kann durch seinen druckvollen und transparenten Sound wirklich überzeugen. Daneben beeindruckt die fehlerfreie Umsetzung der Band, was fast bezweifeln lässt, ob es sich hier um ein echtes Livealbum handelt. Wer jedoch bereits den melodischen und weniger auf Technik setzenden Prog Metal der sympathischen Briten im Livekontext bereits bewundern durfte, wird von dieser perfekt auf den Punkt gebrachten Präsentation nicht wirklich überrascht sein. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt jedoch: da sich die Liveinterpretationen fast komplett an den Studioversionen orientieren, ist diese Veröffentlichung hauptsächlich etwas für die Fans. Doch diese bekommen hier wirklich "value for money".

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006