CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Sideways - ...and there is light
(37:40, Privatpressung, 2006)
Aus Gouda kommt nicht nur der nach diesem Ort benannte Käse, sondern mit Sideways auch eine fünfköpfige Band, die mit "...and there is light" ihr Debüt vorlegt. Innerhalb von drei Monaten eingespielt und produziert sind die vier Songs auf ihrer ersten CD im sinfonischen, hochmelodischen Progressive Rock Bereich angesiedelt und zielen damit auf die zahlenmäßig wohl größte Hörerschaft im Prog Bereich. Klangtechnisch geht es hier vor allem im Tastenbereich einige Male recht schön zurück in die Vergangenheit, dennoch setzen Sideways keineswegs nur auf die Retroschiene, sondern sind genauso im zeitlosen Sinfonic Rockbereich unterwegs. Ohne größere Probleme findet man sich in den meist getragenen bzw. im Mid Tempo Bereich angesiedelten Kompositionen zurecht, die vor allem auf langsamen Stimmungsaufbau setzen. Dennoch werden hin und wieder einige expressivere Passagen eingestreut, was inhaltlich für einen recht ausgewogenen Eindruck sorgt. So wechseln atmosphärische mit mehr rockigen Passagen ab, die Keyboards sorgen vor allem für einen stimmungsvollen Unterbau, während solistisch meist die Gitarre im Vordergrund steht. Vieles erscheint einem hier irgendwie bekannt, dennoch verfügt das Songmaterial durchaus über eine eigene Note. Trotzdem müssen sich Sideways einfach den Vorwurf gefallen lassen, dass sie in gewisser Weise einfach zu vorausschaubar agieren. Munter wird sich hier aus dem großen Baukasten des sinfonischen bzw. melodischen Rocks bedient, wirkliche große Überraschungen bekommt man hier keine geboten. Auch sind viele der Rhythmus- und Stimmungswechsel recht vorhersehbar gehalten, so dass dieses Baukastenprinzip leider auch mit einer bestimmen Langeweile einhergeht. Dennoch ist hier keineswegs alles zu durchsichtig geraten, denn mitunter gelingt der Band durchaus, eine inhaltliche Dichte und einen Spannungsbogen zu kreieren, der zu gefallen weiß. Damit fällt letztendlich das Gesamtresultat zwischen mittelprächtig bis hoffnungsvoll aus: solide und nett, aber leider noch nicht mehr. Ansätze lassen durchaus erkennen, dass hier wohl noch Potenzial schlummert. Auf der Homepage der Band stehen übrigens MP3 Ausschnitte für die eigene Meinungsbildung zur Verfügung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006