CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Sheik Yerbouti feat. Napoleon Murphy Brock - Ouch patrol
(68:15, Good Life Records, 2006)
Coverbands können nur Interpreten sein. Zappa-Coverbands, so viele und so viele Gute es gibt, haben sich ein ganz besonders schweres Vorbild ausgesucht. Frank Zappa spielte seine Musik gern abstrakt, tendierte zu äußerst komplexer Struktur und ließ seine Bands live grandiose Eskapaden zelebrieren. Die vielen offiziell erhältlichen Live-Alben (und weniger offiziell erhältlichen Bootlegs) machen deutlich, wie so ein Konzert klang. Das zu erreichen oder aber zu toppen, ist gewiss nicht einfach. Zudem hat die Musik von FZ erheblich viele Facetten, die Lyrics, die Kompositionen, die Arrangements. Viele Coverbands, davon kann man sich jährlich auf dem Zappanale Festival in Bad Doberan überzeugen, haben sich eine Facette ausgesucht, die sie zumeist erheblich verschlankt und mit vereinfachten Arrangements spielt. So weiß ich persönlich von nicht einer Band, die auf der Bühne die begnadete Percussionarbeit von Ruth Underwood zu spielen in der Lage ist. Und so gut auch viele Bands sind, ist doch jede weit von der Radikalität und Genialität des originalen Frank Zappa entfernt. Und doch gibt es so manche Band, die den Witz und die Spannung der grandiosen Kompositionen erfreulich mitreißend zu spielen weiß. Ohne Zweifel gehören Sheik Yerbouti dazu. Das Sixpack Jörg Doc Heuser (g, back-voc, key), Thomas Jung (key, back-voc), Andy Mertens (b, back-voc), George Rademacher (g, back-voc), Harry Sebel (lead-voc, perc, key) und Marco Steffen (dr) spielen zwar keine langen Instrumentalschlachten und konzentrieren sich auf das Mark der Kompositionen, die markanten Themen und Rhythmuspunkte, aber ihre flüssigen und lebhaften Interpretationen sind nur unbedingt zu empfehlen. Wenn die Band in eurer Nähe auftritt, schaut sie euch an! "Ouch patrol" vereint 15 Tracks aus 4 Konzerten, zumeist bekannte Klassiker, die mit einem gut gelaunten Napoleon Murphy Brock (voc, fl, sax) und den Horny Horns eingespielt worden sind. Die Stücke sind sämtlichst Zappa-Kompositionen, der letzte Track beginnt als "With a little help from my..." und geht in "Sofa" über. Nicht nur die Anwesenheit von Napoleon Murphy Brock macht die Aufnahmen interessant. Die Stimme von Harry Sebel hat große Ähnlichkeit zu der von Zappa, alle Bandmembers wissen ihre Instrumente virtuos zu spielen, die Dynamik der Stücke ist hoch. Macht echt Spaß, der Platte zu lauschen. Für den kuscheligen Sessel vor der heimischen Stereoanlage ist die CD eine angenehme und unterhaltsame Sache. Ein Konzert kann das nicht ersetzen, aber Geschmack darauf machen.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2006