CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Sensitive To Light - Almost human
(66:04, Cyclops, 2006)

Sensitive To Light ist eine wunderbare neue Band um Saens-Mitglied Vynce Leff (git. key. voc. komp.). Dazu kommen für den instrumentalen Bereich noch vier mir unbekannte Musiker an Bass, Schlagzeug, Keyboard und Saxophone. Und last, but not least der schöne englische Solo-Gesang von Jenny Lewis, die Ihre Wurzeln wohl in der Folklore haben muss. Sie erinnert mich ein wenig an Tracy Hitchings (Landmarq) oder Heather Findlay (Mostly Autumn). Dabei übernimmt Vynce Leff mit seinen singenden und wimmernden Gitarrenlinien, teilweise auch mit härteren Einschüben die klare Führungsposition. Die Keyboards sind zuweilen richtig neo-proggig, mit leichter 70er Jahre Prägung eingespielt. Doch hinter dieser oftmaligen Einheits-Fassade verbergen sich etliche Überraschungen, so dass die neun bzw. mit Bonustrack zehn Songs regelrecht entdeckt werden müssen. Die Story handelt über einen heranwachsende Jungen, der so langsam seine Sterblichkeit realisiert, und sich fortan mit den "ewigen Fragen" - wo komm ich her, warum bin ich geboren, weshalb muss ich sterben - beschäftigt. Melodien und Harmonien nehmen aufgrund der ausdrucksvollen musikalischen Umsetzung des Konzeptalbums nur ganz selten einen linearen Verlauf. Ängste, Beklemmung, Trauer wechseln sehr gekonnt von sanfter leiser Melancholie in sperrige, laute Momente. Hierbei helfen besonders das leicht jazzige Saxophon-Spiel, der gewisse Schuss an härteren Riffs mit fast Gothic-artigem Flair, ein paar Streicher sowie Orgel Einsätze, und natürlich das stimmliche Potential von Jenny Lewis. Was die Qualität der Scheibe allerdings etwas mindert, ist der Sound. Denn das Schlagzeug ist mir zu dumpf, und die Gitarre zu verzerrt, sie sollte außerdem auch einen Tick mehr im Hintergrund stehen. Aber wenn das Songmaterial wie hier, trotzdem gut ist, kann eigentlich bei einem Debüt-Album keiner wirklich böse sein.

Andreas Kiefer



© Progressive Newsletter 2006