CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Secret Oyster - Sea son
(49:20, The Laser's Edge, 1974)
Nachdem The Laser's Edge erst vor einigen Monaten das 75er Konzeptwerk "Vidunderlige Kælling" von Secret Oyster digital auflegten, haben Ken Golden und sein Label sich mit "Sea son" auch des zweiten Albums der dänischen Formation angenommen. Die ursprünglich als Quasi-Nachfolgeband von Burnin' Red Ivanhoe gegründete Band feierte bereits mit ihrem 1973 veröffentlichten Debüt einen durchaus veritablen kommerziellen, wie auch musikalischen Erfolg. Und dies nicht nur in ihrer Heimat und in Skandinavien, sondern durch den Vertrag mit CBS erhielten sie z.B. auch in Deutschland, Großbritannien und den USA sehr gute Kritiken. "Sea son" setzt den sinfonischen Jazz / Progressive Rock des Vorgängers fort, auch wenn die Band mit ihrer rein instrumentalen Interpretation, sowie einer nachfolgenden Tour mit Captain Beefheart nicht den gleichen kommerziellen Erfolg wie beim Vorgänger einfahren konnte. Dies führte zwar auf Seiten von CBS zu einem Fallenlassen der Band auf internationaler Ebene, inhaltlich kann das Album mit typischem 70er Jahre geprägten Jazz Rock jedoch zweilfesohne überzeugen. Aufgrund interner Umbesetzungen tendiert "Sea son" weit mehr in den Rockbereich hinein, wirkt erdiger und rhythmisch weniger komplex und verspielt. Doch über dem satten Groove können sich Saxophon, Gitarre und Moog lässig, aber prägnant austoben, ohne nur in solistische Selbstverliebtheit zu münden. Durch die gelegentliche Ergänzung eines Streichquartetts bekommen einige Titel von "Sea son" noch eine klassische Note verpasst, was allgemein zur etwas relaxteren dennoch recht flotten Spielart des Albums passt. Leider musste sich die Band auf diesem Album dem Druck des großen Majorlabels beugen und gewisse inhaltliche Korrekturen vornehmen. Gehörten auf der Bühne ausschweifende, lange Improvisationen zum Standardrepertoire, so wurde auf "Sea son" doch einiges zurückgenommen bzw. stoppt hier und da die Blende doch einige interessante Ansätze. Nichtsdestotrotz bieten Secret Oyster auf diesem Album typische Mid 70er Musik aus den bereits angesprochenen Genres, welches durch drei bisher unveröffentlichte Titel noch perfekt ergänzt wird. Schönes Teil!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006