CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Apostolis Anthimos - Back to the north
(45:12, Metal Mind, 2006)

Blues mit sehr, sehr viel Gefühl. So kurz und knapp könnte man das zweite Soloalbum des SBB Gitarristen Apostolis Anthimos "Back to the north" umschreiben. Doch der gebürtige Pole mit griechischen Vorfahren hat keineswegs nur die relaxte Traurigkeit der amerikanischen Südstaaten aufgesaugt, vielmehr wagt er immer wieder den Blick hin zum Jazz Rock, ist "Back to the north" so etwas wie der verspielte Zwillingsbruder des letzten SBB Albums "New century". Doch auch wenn es eine Instrumentalversion von "New century" zu hören gibt, mit Paul Wertico zudem der aktuelle SBB Trommler mit von der Partie ist (der auch schon für Pat Metheny in den Fellen herumrührte), lebt dieses Album vor allem vom sehr gefühlvollen Spiel des Meisters an der doppelhalsigen Gitarre. Es ist bezeichnend, dass Anthimos sowohl auf dem Cover, als auch auf der Rückseite der CD mit geschlossenen Augen die Saiten seines Instrumentes zum Schwingen und Singen bringt. Das reine Instrumentaltrio - Marcin Pospieszalski greift eher unauffällig in den Bass - scheint sich von der Magie des Augenblicks treiben zu lassen. Hier geht es nicht um Tempo oder Virtuosität, sondern um das gemeinsame, sehr dichte Zusammenspiel. Die Fusion aus lässigem Jazz Rock und Blues, der keineswegs als Hochglanzprodukt à la Gary Moore daherkommt, sondern genug Erdigkeit ausströmt, ist zwar eher zurückhaltend eingespielt, doch durch richtiges Livefeeling und kompakte Arrangements atmet dieses Album den trägen, entspannten Geist eines lauen Sommerabends.

Kristian Selm



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