CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Pictorial Wand - A sleeper's awakening
(59:45 + 52:45, Unicorn Digital, 2006)

Es gehört schon als Künstler wie auch bei der Plattenfirma viel Mut und Selbstvertrauen dazu, als Debüt gleich ein Doppelalbum vorzulegen. Drei Jahre arbeitete Mastermind Mattis Sörum an der Realisierung seines musikalischen Traumes. Bis auf Gitarren, Synthesizer und Orgel, die er selbst einspielte, heuerte er sich jede Menge Gastmusiker an, wie auch diverse Sänger/-innen den teils epischen Songs ihren eigenen Anstrich verleihen und den konzeptuellen Charakter von "A sleeper's awakening" unterstreichen. Unter dem Projektnamen Pictorial Wand präsentiert der Norweger jetzt das Endresultat seiner jahrelangen Bemühungen, von denen er zu Beginn selbst nicht wusste, wohin ihn es musikalisch verschlagen würde. Denn auch wenn die Ursprünge mehr im Metal und Hard Rock Bereich liegen, so deckt "A sleeper's awakening" ein weitaus vielseitigeres Kaleidoskop der Klänge und Stile ab, und ist keineswegs eines der vielen Projekte aus dem Heavysektor, die konzeptuell und bedeutungsschwanger mit Klassiktouch aufgebläht wurden. So sind Einflüsse aus der skandinavischen Folklore, sinfonische und klassische Schlenker, wie natürlich auch vertretbare, niemals zu arg aufgetragene Härte integraler Bestandteil dieses knapp zweistündigen Konzeptwerkes. Besonders in den verhaltenen, mehr akustischen Momenten wird behutsam und wohl durchdacht die Atmosphäre aufgebaut und werden eben nicht nur mit der Holzhammermethode dem Hörer die Ohren zugekleistert. Hinzu kommt die Abwechslung durch verschiedene Stimmen, auch wenn der Hauptcharakter Petter Selliseth den Löwenanteil der Vokalarbeit übernimmt. Die einprägsamen, aber dennoch vielschichtigen Melodien tun ihr weiteres, um die Spannung aufrecht zu erhalten. Weiterhin entsteht durch das Hinzufügen von klassischen Instrumenten bisweilen eine fast lyrische Verspieltheit, die im weiteren Verlauf des Albums und vor allem auf der zweiten CD einer leicht verschärften, härteren Spielart weicht. Natürlich schleichen sich bei einem so weiträumig gestalteten und spielzeittechnisch recht langen Konzeptwerk einige Längen ein. Dennoch darf man Mattis Sörum bescheinigen, dass sein Debüt wirklich ansprechend ausgefallen ist und seine Arbeit bei der tendenziell mehr dem sinfonischen, ruhigeren Hard Rock zugewandten Hörerschaft auf offene Ohren treffen sollte.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006