CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Phideaux - Chupacabras
(48:29, Bloodfish Music, 2005)

Ausgerechnet das Reste verwertende Album "Chupacabras" stellt den Höhepunkt im bisherigen Schaffen des US-amerikanischen Sängers und Songwriters Phideaux Xavier dar. Zusammen mit den musikalischen Weggefährten seiner Band Phideaux, dem Drummer Richard Hutchins, dem Keyboader und Produzenten Gabriel Moffat sowie zahlreichen anderen Gastmusikern, verwertete Phideaux Xavier unfertige Songs und verworfene Konzepte aus vorigen Albumprojekten. Welch ein Glück! Dieses Album steckt voll hinreißender Melodien und augenzwinkernder Ideen. Allein das Titelstück, die 20-minütige Suite "Chupacabras" (sein insgesamt wohl proggigstes Werk überhaupt), rechtfertigt den Kauf dieser immer wieder überraschenden Scheibe, doch das Album bietet noch weitere Highlights. Dabei bedient sich Xavier immer wieder aller möglichen musikalischen Zitate und wildert unbekümmert (und doch mit gewissenhafter Sachkenntnis) in allen Genres der Rockmusik zwischen 1970 und heute. So klingt "Party" wie ein frühes Stück der Pet Shop Boys (inklusive eines hübsch-ironischen Textes), die Trilogie "Ruffian on the stairs" mit ihrer zynischen, nihilistischen Grundhaltung würde jeder Post-Punk-Band (den Stranglers?) gut zu Gesicht stehen. Phideaux Xavier ist ein musikalisches Chamäleon und ein genialer Grenzgänger zwischen den Genres, der gemeinsam mit seiner Band ohrwurmhafte Melodien und superbe musikalische Ideen in exzellente Alben umzusetzen weiß. Seine Musik ist am ehesten auf "Chupacabras" für den gemeinen Prog-Fan kompatibel, aber ein gewisses Maß an Toleranz auch anderen Einflüssen und Genres gegenüber sollte der Hörer auf jeden Fall mitbringen. Wer diese Voraussetzung miterlebt, der wird bei Phideaux aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.

Sal Pichireddu



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