CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Paatos - Silence of another kind
(42:06, InsideOut, 2006)

Schön, wenn einem der Pressezettel der Plattenfirma schon gleich die Stilbeschreibung vorgibt, dann muss man sich nicht selbst was aus den Fingern saugen, hehehe! Doch egal, wie man die Musik von Paatos umschreiben mag, die Band hat es inzwischen geschafft, so etwas wie einen eigenen Stil und Sound zu kreieren, der ihrer Musik eine unvergleichbare Eigenständigkeit gibt. Hin und wieder scheinen da zwar noch Momente von Landberk durch, bei denen Bassist Stefan Dimle mal den Bass zupfte, auch sorgt der Gesang von Petronella Nettermalm für einen leichten Touch von Portishead und Björk. Aber im Gesamteindruck wirkt die Musik konzentriert, wenig überfrachtet, unterschwellig verspielt, aber vor allem traurig, und doch zugleich traumhaft schön und sehr eigenständig. Dennoch ist "Silence of another kind" kein musikalischer Stillstand, sondern tastet sich behutsam auf neue Wege, ohne gänzlich der Vergangenheit abzuschwören. Was vielleicht am ehesten auffällt, ist die weitaus weniger offensichtliche Verwendung der bisher bekannten Mellotronsounds, wie auch das Tempo der Skandinavier im Vergleich zum Vorgänger leicht zugelegt hat. So schälen sich mittlerweile auch einige Alternative Rock Ansätze heraus, aber wie gesagt, alles sehr behutsam und wohldurchdacht. Denn vor allem dominiert weiterhin der träumerische, sehr organische Ansatz, das Vertrauen auf verspielte, leicht unterkühlt wirkende Melodielinien, die dennoch eine heimelige Wärme und Faszination verströmen. Auch wurden die Beiträge der beiden Gastmusiker Anders Nygårds (Geige, Viola) und Jonas Wall (Saxophon) sehr harmonisch eingewoben. Paatos setzen nicht auf offensichtliche Überraschungseffekte oder aufbrausende Dynamik, bei ihnen bestimmen die feinen Zwischentöne das Geschehen. Dabei wurde diese Herangehensweise inzwischen so perfektioniert, dass die schlichte Einfachheit durch ihre Schönheit vor allem nachhaltig begeistert. Der Titel des Albums ist wirklich wortwörtlich zu nehmen, bei den Stockholmern ist die Stille wirklich von einer ganz anderen Art.

Kristian Selm



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