CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Nucleus Torn - Nihil
(37:11, Privatpressung, 2006)

Nach diversen, kleineren Veröffentlichungen (z.B. dem in PNL Nr.36 rezensierten Minialbum "Silver"), ist "Nihil" das erste vollwertige Album der Schweizer Formation Nucleus Torn. Drei Jahre Arbeit stecken in diesem Werk, welches in aufwändiger Verpackung im Hochformat vorerst nur direkt über die Band erhältlich ist, wobei derzeit aber auch schon Verhandlungen über den Vertrieb mit renommierten Mailorder Versendern laufen. Als Köpfe verbergen sich hinter diesem im Jahre 1999 ins Leben gerufenen Bandprojekt hauptsächlich Multi-Instrumentalist Fredy Schneider (Thonk, The New Grove Project), sowie der in diversen Metalformationen tätige Sänger Patrick Schaad, die zusammen mit einer klassischen Streicherformation, wie auch rockmusikalischer Begleitung und der sehr guten Sängerin Maria D'Allessandro ihre eigene musikalische und künstlerische Vision verfolgen. Dabei ist das Überschreiten von stilistischen Grenzen eines der wichtigsten Merkmale der Musik von Nucleus Torn. Die Band ist überall und nirgends zu Hause und dies ist keineswegs im negativen Sinne gemeint. So werden die sieben Titel von "Nihil" vor allem von einer einerseits düsteren, bedrohlichen Atmosphäre, aber andererseits auch sehr friedfertigen Stimmung zusammengehalten. Auf einem mal klassischen, mal zurückgefahrenen Rockgrundgerüst werden Ausflüge in den folkloristischen Bereich unternommen, cineastische Ansätze verwoben, aber auch kurzfristig im metallischen Bereich gewildert. Geprägt von eher subtilen Tönen, einer mitunter fast schon minimalistischen Spielweise, setzen die klassischen bzw. akustischen Instrumente den einen Schwerpunkt, während auf anderer Seite recht brachiale Gitarrenattacken für das andere musikalische Extrem sorgen. Brüche sind somit gewollt, wirken aber trotz ihrer eigenartigen Zerbrechlichkeit homogen und passend. "Nihil" ist keinesfalls ein Album, das auf allseits bekannte Versatzstücke setzt, sondern die Musik lebt vor allem von den stilistisch unterschiedlichen Spannungsmomenten und der inhaltlichen Tiefe, verbunden durch eine melancholische, dennoch melodisch geprägte Grundstimmung.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006