CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Fuoco - A travelogue
(61:07, Privatpressung, 2006)

Mit den Worten "Enter the site of noise" wird der Besucher auf der Website von Fuoco empfangen. Doch ganz so lärmig, wie man dies nun vermuten könnte, ist die Musik von der deutsch-österreichischen Formation auf "A trevelogue" bei Weitem nicht ausgefallen, auch wenn die Band vor allem auf dynamische, mitunter recht vertrackte Rockstrukturen zurückgreift. Nach dem kurzen Intro "Spaceship the back of my acoustic guitar", versprüht die relaxte Mid Tempo Nummer "222" modernes Rock Flair mit deutlicher 70s Inspiration. Doch bereits diese griffige Eröffnungsnummer nimmt in gewisser Weise vorweg, was in rund einer Stunde danach noch folgen wird: eine wohldurchdachte Dosis melodietrunkenen Alternative Rocks, gepaart mit psychedelischen Untertönen und prägnantem Retro Appeal, ohne nur als konturloses Abbild der Vergangenheit nachzuäffen. Da schwillt die Orgel weich im Hintergrund, nimmt sich die Musik jede Menge Raum zum Atmen und zur inneren Gestaltung, erklingt mehrfach die Flöte als Gastbeitrag, alles meist vorangetrieben von doppelter Gitarrenbeschallung. Melancholie steht neben energiegeladener Versponnenheit, zusammengehalten von trägen, aber magischen Melodien. So ist einerseits Platz für kurze, auf den Punkt gebrachte Nummern, auf der anderen Seite stehen ellenlange Instrumentalparts, die vor allem von ihrer Spannungstiefe und wuchtigen Dynamik leben. Fuoco erinnern vom musikalischen Ansatz mehrfach an die aus Hessen kommenden Newcomer The Amber Light, die ja vor nicht allzu langer Zeit für einiges Aufsehen sorgten, lassen aber auch Einflüsse von The Mars Volta erkennen. Dazu ein gehöriger Schuss eigenes Gedankengut und fertig ist ein wirklich eigenständiger Sound Die 5 Jungs aus Wien und Frankfurt nehmen sich letztendlich einfach das Beste aus beiden Welten und verbinden Alternative und Retro Sounds zu einer vortrefflichen Mixtur voller Emotionen und euphorischer Spannungsbögen. Da passt es auch ins Bild, dass man aus Stimmungsgründen "La tarturga ballando" einfach in Spanisch intoniert, währenddessen man ansonsten lieber mit der englischen Sprache Vorlieb nimmt. Vor allem die hypnotischen Arrangements, die gelegentlichen musikalischen Wutausbrüche, sorgen für eine spannende Neuinterpretation vergangener Klänge, die man aber völlig locker und sehr organisch interpretiert. "A travelogue" - ein Reisebericht, dem man sehr gerne mehrfach beiwohnt. Klasse Album!

Kristian Selm



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