CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)

Food For Fantasy - The secret of dreamin'
(77:15, Spheric Music, 2006)

Dank Spheric Music ist momentan ein Musiker aus dem Raum Aachen sehr präsent, nämlich Robert Schröder. In der vorletzten PNL-Ausgabe tauchte sein Name bereits auf, sein Soloalbum "Brainchips" liegt gleich in zwei Versionen vor, nämlich als instrumentale und als vokale Variante. "Food for Fantasy" ist nun zwar ein neuer Name, aber dahinter steckt eben dieser Robert Schröder, der hier unter dem Pseudonym Dreamstar auftritt. Doch dies ist kein Schröder-Soloalbum, sondern im Prinzip die späte Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte aus den 80ern. Auf dem seinerzeit in diesem Genre federführenden IC-Label erschien 1986 ein Album namens "Universal ave" eines Duos, das sich Double Fantasy nannte. Dieses Album verkaufte sich locker im sechsstelligen Bereich (200.000 CDs im ersten Verkaufsjahr!). Also Zahlen, von denen man im Prog-Bereich nur träumen kann. Angesichts solchen Erfolges erwartet man natürlich eine Fortsetzung dieses Projektes, doch aufgrund eines Rechtsstreites mit der damaligen Plattenfirma kam es dann nicht mehr dazu. Es folgten dubiose Veröffentlichungen, die den Eindruck erweckten, aus dem Hause Double Fantasy zu stammen, was sie allerdings nicht taten. Grotesk! Satte zwanzig Jahre später kommt es nun doch zu einer Fortsetzung dieser Erfolgsstory. Maßgeblich beteiligt ist natürlich Robert Schröder alias Dreamstar, der für die Keyboards und den programmierten Rhythmus sowie Mix, Mastering und Produktion verantwortlich zeichnet. Und damit es auch wieder ein Duo ist, ist auch diesmal ein Gitarrist dabei, nämlich ein gewisser Phil Molto, der einen nicht unerheblichen Anteil am Gesamtsound von Food for Fantasy trägt. Während die Titel des letzten Schröder-Soloalbums eher griffigen, teils kommerziellen Charakter hatten und kurz und bündig auf den Punkt gebracht waren, wird sich bei diesem Album etwas mehr Zeit genommen für die Entwicklung der Kompositionen, manche Titel liegen im 10-Minuten-Bereich. Gerade der elektrischen Gitarre wird viel Entfaltungsspielraum geboten, und Phil Molto weiß diese Freiheiten tatsächlich gut zu nutzen. Bei einem Titel ("Fantasy refresher") greift er auch mal zur akustische Gitarre, was gerne auch des öfteren der Fall hätte sein dürfen. Ein auf der Coverrückseite abgedruckter Satz trifft für meinen Geschmack tatsächlich den Nagel auf den Kopf: "The secret of dreamin' gibt Dir das Gefühl von Sonne, Freiheit, Abenteuer, Erlebnis und Entspannung". Genau das erlebe ich nämlich, wenn ich diese angenehme, relaxte Tasten-/Gitarrenkombination höre, da kommt bei mir automatisch Urlaubsstimmung auf. Eine feine Mischung aus sphärischen Klängen, lockeren Rhythmen, schönen Synthimelodielinien und gelungenen Gitarrenparts.

Jürgen Meurer



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