CD Kritik Progressive Newsletter Nr.56 (07/2006)
Abarax - Crying of the whales
(61:29, Cyclops, 2006)
Aha, nach RPWL scheint wohl der nächste Pink Floyd-Klon aus Deutschland am Start zu sein. Das Quartett nennt sich Abarax und tritt, genau so wie RPWL auf "God has failed", sehr extrem und bewusst in die musikalischen Fußstapfen von Pink Floyd. Trotzdem: Vorurteile beiseite, und unvoreingenommen zuhören. Spieltechnisch bietet der Newcomer schon jetzt eine recht solide Vorstellung. Besonders Dennis Grasekamp scheint nicht nur an der Lead-Gitarre einiges auf dem Kasten zu haben. Er ist es dann auch, der das Konzeptalbum (über das oftmals grausame Lebensbild der Meeressäugetiere) mit einem Gilmour-Gitarreninferno, größtenteils im Alleingang, dominiert. Die musikalische Zusammensetzung sieht dann in etwa wie folgt aus: der größte Anteil besteht aus der "neueren" Pink Floyd-Phase ("The dark side of the moon", "The wall", "A momentary lapse of reason"), sowie kleineren Schlenkern aus den ersten Psychedelic Aufnahmen ("Pipers at the gates of dawn"). Einfachheitshalber begnügt man sich hier schon mal mit "normaler" Rockmusik, was ich allerdings auch in Anbetracht von ehrlichen Beweggründen oder eigener Individualität nicht gerade als Kompliment sehen kann, denn dadurch wird eine aufkommende Pink Floyd-Magie geradezu erstickt. Das hat mir beim Shooting Star des deutschen Artrock - RPWL - wesentlich besser gefallen, weil es einfach perfekter durchkomponiert war. Aber auch beim Gesang, besonders beim einsetzenden Refraingesang stoßen die Jungs von Abarax schnell an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Bleibt also festzuhalten, eine Scheibe mit gut hörbaren Formen, die im Gesamtbild aber nicht immer funktionieren.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2006