CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Believe - Hope to see another day
(55:15, Galileo Records, 2006)

Während der Großteil der Besetzung der polnischen Neo Prog Legende Collage recht erfolgreich bei Satellite eine neue Heimat fand, erscheint nun auch deren ehemaliger Gitarrist Mirek Gil mit neuen Mitstreitern auf der Bildfläche. Unter dem Pseudonym Mr.Gil versuchte er bereits vor einigen Jahren ein Comeback, doch so recht wollte sein Soloprojekt nicht fruchten. Die Vorzeichen bei Believe sehen da doch viel versprechender aus, auch wenn er der musikalischen Vergangenheit von Collage fast komplett abgeschworen hat. Setzte ein Großteil der polnischen Bands in den 90ern auf sinfonisch-melodischen Neo Prog, geht es ihm aktuellem Millennium um einiges rockiger, gitarrenorientierter und mehrheitlich atmosphärischer zur Sache. Nachdem selbst Quidam eine stilistische Kurskorrektur vollführten und man mit Indukti und vor allem Riverside zwei überaus interessante Bands aus dem atmosphärischen Artrock Bereich am Start hat, schlagen Believe ebenfalls in diese stilistische Kerbe, auch wenn kompositorisch nicht ganz die Klasse der gerade aufgezählten Bands erreicht wird. Believe verfolgen ohne das Schielen auf kalkulierten Erfolg ihr ganz eigenes Ding, denn neben modernern Sounds und einer rockorientierten, weit weniger auf die Keyboards setzende Herangehensweise, fallen zum Teil einige weichere, neo-progressiv angehauchten Passagen auf. Generell geht es weit weniger vertrackt, sondern direkter, geradliniger, alles in allem eine Spur einfacher zur Sache. Gelungene Auflockerung bietet dabei die sparsam eingesetzte Violine, von der man gerne noch mehr Beiträge gehört hätte, sowie das geschickte Spiel zwischen kompakten Rocksound und inhaltlichen Schlenkern. "Hope to see another day" bewegt sich mit seinem kunstvollen Rock in aktuell angesagtem Terrain. Believe setzen dabei vor allem auf die songorientierte Schiene, womit durch den weit bodenständigeren Grundansatz die Gitarre logischerweise nicht mehr nur in sphärischen Höhen schwelgt, sondern sich vor allem einigermaßen modern rockend gibt. Ist es da nur ein Zufall, dass die Band, um ihre Coolness zu unterstreichen, allesamt mit Sonnenbrille abgelichtet sind?

Kristian Selm



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