CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Wasa Express - Goes to Hollywood
(38:34, Privatpressung, 2005)

Nachdem in den 80ern bereits Frankie recht erfolgreich nach Hollywood gegangen war, wollte der schwedische Wasa Express auch mal in diesem bekannten Stadtteil von Los Angeles vorbeischauen. Der entsprechende Albumtitel wurde mit Bedacht gewählt, denn die Auswahl erfolgte im Hintergedanken an diverse Filmmusiken, deren Themen man aufgreift (u.a. sind auf dem aktuellen Album Zitate des Hitchcock Klassikers "Psycho" oder auch des "Star Wars" Themas zu hören), aber auch einer großen Portion Jazz Rock / Progressive Rock. Und in großer Hollywood Manier gibt's das aktuelle Album der seit den 70ern bestehenden Band gleich im Doppelpack. So enthält die Verpackung die "normale" CD, die laut Bandaussage eher fürs Auto gedacht ist, sowie einen DTS 5.1. Surround Mix für die heimische Anlage (sofern man über das entsprechende technische Equipment verfügt). Schlagzeuger Ake Eriksson gab schon im Email Anschreiben vor, wohin sich Wasa Express in den letzten Jahren entwickelt haben: "Wir sind inzwischen mehr Richtung Prog orientiert, vielleicht gefällt dir ja diese neue Richtung". Im Grunde genommen lautet die Antwort ja, denn die musikalische Qualität ist über die gesamte CD Laufzeit auf hohem Niveau gehalten, die inhaltliche Umsetzung wechselt zwischen eher moderatem, gut anhörbarem, aber keinesfalls zu konturlosen Jazz Rock und sinfonischem Progressive Rock der nordischen Spielart. Wasa Express bleiben dabei einer rein instrumentalen Auslegung dieser Stile treu, ihnen gelingt aber dennoch eine ansprechende Interpretation dieser beiden Genres, wobei sie auf melancholische Schwermut komplett verzichten, sondern eher fröhlich unbeschwert musizieren. Mit einem ebenfalls sympathischen Augenzwinkern sind die Kommentare im Booklet gehalten, so dass man bei der Beurteilung der Einfälle auf "Goes to Hollywood" etwas milde gestimmt wird, denn nicht immer funkeln hier die Sterne in vollem Schein am Starfirmament, man muss sich eben auch durch Material im Popcorn Kino Format durchhören. Will sagen, hin und wieder wirken die Schweden zu sachlich, der rechte Esprit wird mehr durch professionelle Umsetzung denn durch Einfallsreichtum hervorgezaubert. So stimmen alles in allem die Grundideen, aber in einigen Passagen bleiben die Skandinavier doch eher in solidem Terrain. Aber dennoch steckt hinter "Goes to Hollywood" mehr, denn vor allem in den improvisativen Instrumentalparts lebt sich die ganze Kraft der Schweden aus. Leider sind diese instrumentalen Blitzlichtgewitter mitunter von zu kurzer Dauer, sorgen jedoch für die cineastischen Highlights. In den starken Momenten lassen Wasa Express einen wirklich vor Begeisterung mitwippen und mitflippen, in anderen Momenten ist man zwar angenehm unterhalten, aber etwas mehr wäre hier im übertragenen Sinne auch für den Hörer mehr gewesen. So ist dieser Ausflug nach Hollywood ein gelungener, wenn auch nicht unbedingt essentieller Exkurs.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006