CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Tenhi - Maaäet
(60:18, Prophecy Productions, 2006)
"...Sigur Rós in the woods" steht es augenscheinlich verkaufsfördernd auf dem Aufkleber. Doch damit tut man Tenhi eigentlich in mehrerer Hinsicht Unrecht. Einzig der relativ ruhige, sehr atmosphärische Ansatz lässt sich von Sigur Rós herleiten, doch bei Tenhi geht es wesentlich folkloristischer und vor allem um einiges düsterer zur Sache. "Maaäet" ist von traurigen, trüben Herbst- und Wintertagen entliehenen Stimmungen durchzogen, wirkt aber trotz der ganzen Melancholie, die dieses Album ausstrahlt, auch auf seine Weise irgendwie faszinierend und unglaublich schön. Bereits auf den Vorgängeralben gelang es Tenhi, sich einen ganz eigenen Weg zwischen skandinavischer, naturverbundener Folklore und schleppenden, minimalen Progansätzen zu bahnen. Das Ganze ist von einer sehr zurückgenommenen, fast rein akustischen Instrumentierung geprägt, doch gerade dadurch kommen Gastbeiträge an Violine und Flöte, sowie auch die vielen behutsamen Passagen an Gitarre und Harmonium bestens zum Tragen. Der dunkle Unterton von "Maaäet" bekommt weiterhin durch den murmelnden, vor sich hin brummenden finnischen Sprechgesang noch eine weitere faszinierende Beinote verpasst, die den fast schon morbiden Charakter der Musik ebenfalls nachhaltig unterstreicht. Das Spannende bei Tenhi ist jedoch vor allem die Tatsache, dass einen diese Art von Musik zwar emotional ziemlich runterziehen kann, aber dennoch scheinen überall fein gesponnnene Melodien und Hoffnung machende Harmonien durch, die dieses Album keineswegs als tristes Deprialbum erscheinen lassen. "Maaäet" erfüllt nicht nur wieder mal das Klischee, dass genau diese Art von Musik eigentlich nur aus dem hohen, dunklen Norden Europas kommen kann, sondern dieses Album beweist, dass man auch mit sehr einfachen Mitteln eine unglaubliche, geradezu sehnsuchtsvolle Spannungsdichte erzeugen kann. Faszinierend traurig!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006