CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Area 39 - Stand alone together
(29:55, Privatpressung, 2005)
Vom Genre Space Rock ist man ja durchaus gewohnt, dass es mal sphärischer, verträumter, wabernder zugeht. Oder anders gesagt: schlicht und einfach gehört dies als integraler Bestandteil zu dieser Art von Musik. Area 39, das Projekt des englischen Musikers Ray Turrell, schlägt sich mit "Stand alone together" weitgehendst auf die Seite des Space Rocks. So begeistern die sich langsam aufbauenden Spannungen, die sich in kräftigen, aber dennoch kontrollierten Gitarrensoli entladen bzw. zum Teil in totalem Sinfonic Bombast gipfeln. Subtile Keyboardteppiche, fein eingewobener weiblicher Gesang, elektronische Spielereien - all dies funktioniert richtig gut auf der musikalischen Seite dieses Minialbums. Dazwischen findet man jede Menge Sprachfetzen aus dem NASA Archiv, wie z.B. das unvermeidbare Neil Armstrong Zitat ("ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit"), die an entsprechender Stelle in den Songs ihre Verwendung finden. Doch gerade diese Samples, sowie klangliche Experimente und Spielereien bestimmen über die Maße den zweiten Teil dieser Scheibe. Es blubbert, zischt und rauscht nur noch aus dem Äther, lediglich unterbrochen von gesprochenen Worten aus der Weite der unendlichen Sphären. Sicherlich ist dies für eine bestimmte Zeit ganz originell, doch wenn es hier mehr als 7 Minuten nur bedeutungsschwanger tonal vor sich hineiert, dann ist der tiefere Sinn nur schwerlich nachvollziehbar. Zum Glück folgt zum Ende der Scheibe mit dem über 7-minütigen "The dreams dreamed" das definitive musikalische Highlight des Albums, welches nochmals alle Stärken von Area 39 im floydigen Grenzbereich zwischen Sinfonic und Space Rock auffährt und somit doch noch versöhnlich stimmt. Bleibt die Hoffnung, dass beim ersten "richtigen" Longplayer die Musik vollständig die Oberhand gewinnt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006