CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Mastermind - Broken EP
(44:05, Privatpressung, 2005)

Über 5 Jahre war von Mastermind auf dem Veröffentlichungssektor nichts zu hören. "Broken" ist somit nach längerer Pause endlich mal wieder ein Lebenszeichen. Und auch wenn im Untertitel das Wort "EP" steht, hätte man in Vinylzeiten bei 44 Minuten Laufzeit noch von einem kompletten Album gesprochen. Die beiden Berends Brüder ließen mal wieder munter das Besetzungskarussell rotieren, so dass neben Bill Berends (Gitarre, Synthesizer, Gesang) und Rich Berends (Schlagzeug), inzwischen die Sängerin Tracy McShane, sowie Bassistin Laura Johnson zum aktuellen Line Up der Band von der amerikanischen Ostküste zählen. Die doppelte Frauen Power hat sich ebenfalls auf den Sound der Amerikaner ausgewirkt, die inzwischen merklich melodischer und songdienlicher agieren. Vor allem erwies es sich als besonders gelungene Entscheidung, auf eine "gelernte" Sängerin zurückzugreifen, macht dies das frühere Manko von Mastermind, als noch Bill Berends alleinig hinter dem Mikrofon stand, mehr als wett. Dennoch ist die Band ihrem sinfonischen Hard Rock / Prog Fusion Ansatz und die leichte düstere Grundstimmung über weite Strecken treu geblieben, auch wenn die Sounds zum Teil mehr moderneren Strömungen angepasst sind. Dies kommt nicht von ungefähr, denn gerade Bands wie Tool oder A Perfect Circle übten in letzter Zeit einen erheblichen Einfluss auf Songschreiber Bill Berends aus. So kommt es nicht von ungefähr, dass man neben "Broken" (dessen Anfang frappierend an Rushs "Tom Sawyer" erinnert) und dem leichten Gothic angehauchten "Break me down", die beide als Vorschau auf das kommende Studioalbum "Insomnia" dienen, mit "Weak & powerless" auch eine Coverversion von A Perfect Circle einspielte. Vier live im Proberaum eingespielte Tracks beweisen, dass Mastermind auch live über die Fähigkeit verfügen, ihren bombastischen-sinfonischen Hard Rock ansprechend umzusetzen. Leider ist Soundqualität mitunter etwas übersteuert, was aber auch an der Qualität der Promo CD liegen kann. Bleibt zu hoffen, dass die Band auf der Suche nach einem passenden Label bald fündig wird, damit "Insomnia" im Laufe des Jahres erscheinen kann. So lange ist "Broken" immerhin ein entsprechender Trost mit der Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006