CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Jadis - Photoplay
(60:39, InsideOut, 2006)

Kurz vor der Veröffentlichung von "Photoplay" verkündete Martin Orford seinen (wiederholten) Ausstieg bei Jadis. Auch wenn es hieß, dass man sich "aufgrund musikalischer Differenzen, jedoch freundschaftlich trennte", so kam dieser Schritt für die anderen Bandmitglieder anscheinend nicht unbedingt überraschend, da sich diese Entwicklung bereits seit einiger Zeit angekündigt hatte. Am 19.Januar gab Martin sein Abschiedskonzert und Jadis sind bereits auf der Suche nach einem Nachfolger an den Tasten. Doch wo sind die Unterschiede bei "Photoplay" in Bezug auf das, was man bisher von Jadis gewohnt war, was diesen Schritt von Martin Orford auch für Außenstehende nachvollziehbar macht? Der typische Sound, der auf gitarrendominierte, sinfonische Melodik setzt, den Keyboards aber nur eine untermalende Begleiterrolle zukommen lässt, ist geblieben, dennoch klingen Jadis inzwischen nicht mehr so ganz in der reinen Neo Prog Tradition der Vergangenheit verwurzelt. Die Briten sind insgesamt rockiger, eine Spur geradliniger und moderat härter geworden. Diese Entwicklung zeichnete sich jedoch bereits auf den letzten Alben ab, ist somit eigentlich nur eine konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges. Doch während beim Vorgänger "Fanatic" die sachte Neuorientierung als durchaus gelungen und bisweilen spannend durchging, wirkt "Photoplay" routinierter, gesetzter, aber auch in seiner Gesamtheit weniger mitreißend. Sicherlich hat Gary Chandler immer noch ein Händchen für feine Gitarrenlinien und gute Melodien, sorgen die neuen Einflüsse für frische neue Ideen und ist auch der leicht härtere Gitarrensound durchaus ansprechend ins harmonische Gesamtkonzept eingewoben. Doch auch wenn er über zwölf Monate an den neuen Songs feilte, so sind die Feinheiten eher im Klangbild und in den intelligent gestalteten Arrangements zu finden. Die Kompositionen bzw. die Melodieführung hingegen sind weit weniger spektakulär und wecken zuweilen eher Erinnerungen an das missglückte Album "Understand". Für die Jadis Fans ist dies sicherlich die gewohnt ordentliche Kost, bei der sich das Zugreifen lohnt. Die riff-orientierte Austarierung hat durchaus ihren Reiz, dennoch gehört "Photoplay" mehr in den Bereich "solide und gut gemacht", mehr leider nicht.

Kristian Selm



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