CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
David Gilmour - On an island
(51:40, EMI, 2006)
Alterswerke arrivierter Musiker bergen oft genug uninspirierte Peinlichkeiten von Künstlern, die nicht wissen, wann sie aufhören sollten; manchmal sind es aber auch regelrechte Kleinode: entspannte Alben, die noch einmal auf den Punkt bringen, was man mit seinem Schaffen erreicht hat, Resümees von Künstlern, die weder sich, noch den Kritikern oder dem Publikum noch etwas beweisen müssen. Erfreulicherweise gehört David Gilmours drittes Solo-Album "On an island" zu dieser zweiten Kategorie. Es ist schon lange her, dass ich Gilmour so entspannt, so unverkrampft und unbombastisch gehört habe. Natürlich schwelgt Gilmour auf "On an island" in Reminiszenzen an alte Pink Floyd-selige Zeiten; natürlich wildert er ein wenig bei seinen alten Songs und Sounds, denn sie sind Teil seiner musikalischen Biografie. Jeder Versuch, sich vor der eigenen musikalischen Vergangenheit davonzustehlen, wäre geradezu absurd gewesen. So fühlt man sich auf Schritt und Tritt an Alben wie "Dark side of the moon" und "Wish you were here" erinnert, aber ehrlich gesagt hätte ich gar keine andere Art Solo-Album von ihm hören wollen: Mit Schrecken erinnere ich mich an die aufgeplusterten Pink Floyd-Alben der Post-Waters-Ära. Dann doch lieber das entspannte Album eines offenbar glücklichen, alten Mannes, der musikalisch von seiner Insel zurückschaut. Den Innovationspreis gewinnt man mit solch einem Album gewiss nicht, wohl weckt man aber wehmütige Erinnerungen an die seligen Tage der Rockmusik.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2006