CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Ghiribizzi - Pan'ta Rhei
(75:16, Privatpressung, 2006)

Argh! Oh Schmerz, oh Grauen, was muss ich hier ertragen?! Eigentlich hatte ich vor einigen Jahren für mich die Entscheidung getroffen, kein Album mehr gänzlich abzuwatschen, da letztendlich doch jede Band sehr viel Herzblut und Energie in ihre Alben steckt, dass man ihnen eigentlich keine offensichtliche Absicht ihres musikalischen Misslingens unterstellen sollte. Und wenn ein Album wirklich nicht dem eigenen Geschmack entspricht und man gedanklich nicht alle persönlichen Vorbehalte ausschalten kann, dann lieber gar keine Rezension. Doch was die belgische Formation Ghirbizzi mit "Panta Rhei" abgeliefert hat, wirft doch einige Fragen auf. Vor allem deshalb, wenn man im Internet eine geradezu enthusiastische Rezension liest, dies jedoch in keiner Weise, nicht mal in kleinen Fitzelchen nachvollziehen kann. Woran liegt's? Zu erst einmal überrascht es, dass "Pan'ta Rhei" bereits die zweite Veröffentlichung der belgischen Formation Ghiribizzi darstellt, denn inhaltlich klingt doch vieles etwas unausgewogen und eher nach pathetischem Demo. Mit drei(!) Keyboardern ausgestattet wird zwar kein überschäumender Bombast geboten, doch kommt das Soundbild überaus synthetisch und vor allem beim Rhythmus klanglich äußerst steril daher. Ob Fanfarensounds, billig klingende Klangteppiche, holpernde Rhythmen - alles wirkt hier so langweilig programmiert und inhaltlich ausgelutscht, dass es schmerzt und augenscheinlich macht, warum man so gerne über Progressive Rock und speziell Neo Prog lästert. Jedes noch so oft gehörte Klischee wird hier lauwarm bis eiskalt aufgebrüht. Hinzu kommt noch der schmetternde, zur Musik nicht unbedingt passende Gesang von Dario Frodo, aber das ist ja letztendlich reine Geschmackssache. Was viel mehr wehtut, sind die Ideen und vor allem deren Umsetzung. Das klingt so am Reißbrett zusammenkonstruiert, dass man wirklich unweigerlich erahnen kann, wann das nächste Break, das nächste Solo kommt. Gerne greife ich hier auf die bereits oben angesprochene Kritik zurück (übrigens nachzulesen auf http://www.progarchives.com/), in der eigentlich alles ganz anders gesehen wird "...Pan'ta Rhei ist eine der erfreulichsten Veröffentlichungen des Jahres 2005. Obwohl die Musik sicherlich in einigen Momenten komplex ist, benötigt man keine dutzendfache Hördurchgänge, um dies als Hörer zu genießen". Na klar: ich habe bereits nach dem ersten Durchgang genug von dieser peinlichen Vorstellung. Wir sind glücklicherweise ein freies Land, so dass sich jeder selbst seine Meinung bilden kann.

Kristian Selm



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