CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Free Love - Official Bootleg Vol.1
(34:04, Poseidon, 2006)
Gerade den Mund zugemacht, bzw. die letzte Zeile zur CD von Free Love geschrieben und schon liegt auch schon die neueste Machenschaft des japanischen Quartetts vor. Zwar haben sie nicht wie angekündigt "We will released full studio CD", sondern es reichte nur zu einem "Official Bootleg". Dieser enthält einen Livemitschnitt von einem Konzert aus Sapporo aus dem letzten Jahr. Der Sound ist leider dürftig bis matschig, bisweilen böse übersteuert und etwas verschwommen, aber noch in annehmbarer Bootlegqualität. Dafür wird die Energie der Musik von Free Love bestens eingefangen. Große Fanmassen werden sich wohl kaum auf diesen Bootleg stürzen, es war wohl mehr eine Kostenfrage, wiederum nur eine halblebige Angelegenheit herauszubringen, denn knapp 34 Minuten Laufzeit sind nun wirklich nicht gerade sehr viel. Doch genug gemeckert. Sollten Free Love es wirklich in ferner Zukunft einmal schaffen, ein Studioalbum in brauchbarer Soundqualität auf die Beine zu stellen, dann ist wirklich einiges gebacken. Die Band hat auf diesem Minialbum einen derart wuchtigen und gewaltvollen Retrosound zusammengezimmert, dass sich die Balken biegen. Kein Nipponschmalz und klebrige Keyboardteppiche, sondern eher japanisch durchgeknallt, mit der vollen Orgelbreitseite und psychedelisch dröhnender Gitarren- / Basswucht. Das einzig wirklich grausige Element bei Free Love - der "Gesang" von Horaki Shibata - darf nur noch kurz die Ohren verletzen, ansonsten hat die instrumentale Power die vollständige Kontrolle übernommen. So wird mal The Nice oder King Crimson heraufbeschworen oder ganz wüst im Retro / Hard Rock Sumpf gewühlt, alles einfach nochmals wild durchgequirlt und in diverse Richtungen verteilt - typisch japanisch eben. Mehr davon!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006