CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Evergrey - Monday morning apocalypse
(44:40, InsideOut, 2006)
Der Montagmorgen kann schon ziemlich gnadenlos sein. Zu wenig Schlaf, das Wochenende noch in den Knochen und die ganze lange Woche liegt noch vor einem. Und wenn man sich die Gesichter von Evergrey auf den Polizeifotos des neuesten Outputs anschaut, so schien deren Wochenende ziemlich heftig gewesen zu sein. Genauso heftig präsentiert sich dann logischerweise auch deren Musik. Fast gänzlich aufs Wesentliche verschlankt, die Songs in der Laufzeit erheblich zurechtgestutzt, die Keyboards und der frühere Bombast sehr in den Hintergrund gedrängt, sind die 12 Songs von "Monday morning apocalpyse" sehr auf den Punkt gebracht und werden vor allem von den Gitarren dominiert. Der Hauptgrund dafür liegt sicherlich in der Zusammenarbeit mit dem Produzententeam Sanken Sandquist / Stefan Glaumann, die u.a. auch schon am Sound und den Songideen von Rammstein, Bon Jovi und Def Leppard mitfeilten. Dabei verzichten Evergrey keineswegs auf die von anderen Outputs bekannten melodischen Hooks und gelegentliche Keyboarduntermalung (das kurze Instrumental "Till Dagmar" wurde sogar nur am Piano eingespielt), doch ist der Härtegrad der Schweden und die herzhafte Gitarrenbreitseite nochmals um einiges heftiger ausgefallen, als man dies von den Vorgängern gewohnt war. Trotzdem ist "Monday morning apocalypse" in inhaltlich veränderter Ausrichtung ein Album, das irgendwo dennoch typisch nach Evergrey klingt. Mit dieser inhaltlichen Verschärfung werden die Schweden natürlich offene Türen im Metalbereich einrennen und man darf gespannt sein, wie sie auf den diversen anstehenden Festivalauftritten im Sommer quer durch Europa ankommen werden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006