CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Ego Eimi - The door of heart
(67:38, Privatpressung, 2004)
Bei "The door of heart" handelt es sich um das dritte Album der russischen Formation Ego Eimi. Nun, Formation ist wohl etwas zu übertrieben ausgedrückt, denn als (fast) alleiniger Künstler versteckt sich hinter diesem Pseudonym der Multi-Instrumentalist Alexander Skorobogatov. Dieser zeigt sich für Gesang, Gitarren und Programmierung zuständig, während als Gast der ansonsten bei Roz Vitalis tätige Keyboarder Ivan Rozmainsky für die tastenmäßige Unterstützung sorgt. Die moderne Technik ist hier Fluch und Segen zugleich. Zwar ist es mittlerweile wesentlich einfacher und billiger seine eigene CD zu produzieren, dennoch geht dieser Fortschritt leider nicht mit der musikalischen und produktionstechnischen Qualität einher. Einiges, was die Allgemeinheit inzwischen aus einst exotischen Ländern präsentiert bekommt, hätte früher wohl mehr recht als schlecht zu einem Demo gereicht. So ist es zwar lobens- und begrüßenswert, dass die musikalische Weltkarte bunter wurde, jedoch ist eben nicht alles für audiophile Ohren geeignet. So gehört "The door of heart" wohl eher in die Rubrik "interessant und exotisch, aber nicht essentiell". Interessant vor allem deshalb, weil Skorobogatov einiges an Inhalt, sowie stilistische Abwechslung in seine Kompositionen gesteckt hat. Da wird subtil gerockt, sphärisch davongeflogen oder düster im Wavegewand musiziert. "Extended Mule" und "Air Abyss Mule" arbeiten auf der anderen Seite das Thema des Deep Purple Klassikers "The mule" für die eigenen Zwecke auf, während der Protagonist an anderer Stelle zeitgemäß in allerlei dunklen Strömungen der Rockmusik wildert. Hauptsächlich stehen bei den insgesamt acht Titeln die Gitarre im Vordergrund, mal härter, mal schwebender. Die Keyboards verkommen dennoch nicht zur bloßen Hintergrundbegleitung, auch wenn sie keineswegs dominant in den Vordergrund treten. Der Gesang ist übrigens komplett in russisch gehalten, was der kantigen, riffigen Musik durchaus gut zu Gesicht steht. "The door of heart" lässt einen aus den vorher erwähnten Gründen irgendwie zwiespältig zurück. Wirklich schlecht ist das hier Gebotene definitiv nicht, auch wurde manche Idee durchaus spannend und vor allem atmosphärisch stimmig vereint, aber das gewisse "Heimarbeit" Flair, die inhaltlichen Brüche, sowie der programmierte Rhythmus sorgen einfach für nachhaltige Abzüge.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006