CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Day Shift - Imaginary menagerie
(42:10, Privatpressung, 2005)

Erst 2004 gegründet, können die Musiker von Day Shift dennoch auf einige spielerische Erfahrungen im Vorfeld zurückblicken. Diverse Auftritte von Day Shift in der südenglischen Heimat stärkten nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern ebenfalls das spielerische Verständnis, so dass man nun die Zeit für gekommen sah, den ersten Longplayer in Eigenregie vorzulegen. "Imaginary menagerie" nennt sich das Resultat der gemeinsamen Arbeit und vereint auf knapp über 40 Minuten gerade mal fünf Titel, die sich allesamt mehr oder weniger im oberen Minutenbereich bewegen. Als Psychedelic Space Rock umschreiben sich Day Shift selbst, aber trotz einiger Eigenheiten, die man zweifellos dem Space bzw. Psychedelic Rock zuschreiben kann, ist das Klangbild der Briten keineswegs zu eindimensional und nur auf die Vergangenheit fixiert. Neben modernem, leicht Alternative Rock beeinflusstem Sound, finden sich genauso kleinere progressive Sprenkler, in Form von Bombast und sinfonischem Anstrich, wobei vor allem die rockige Grundsubstanz dem Ritt durch die unendlichen Weiten des Raumes die nötige Erdverbundenheit verleiht. Die Hinzunahme von aktuellen Rockströmungen dürfte den Puristen nicht unbedingt zusagen, er bewahrt jedoch Day Shift davor, nur als reine Retrocombo abgestempelt zu werden. Dennoch ist der Space Rock / Psychedelic Anteil bei den Briten noch so groß, dass man eigentlich nicht von einer grundsätzlichen Verwässerung, sondern mehr von einer geringfügigen Modernisierung sprechen kann. Es blubbern immer noch spacig die Synthies, die Gitarre greift weiträumig und rifforientiert in den Sound ein, wie die Musik der Jungs von der Insel auch noch mächtig groovt und rockt. Der leicht weinerliche Gesangsstil von Bob Leek tendiert dafür wieder mehr in modernere Gefilde, aber wie gesagt, eigentlich sind es nur interessante Nuancen, die Day Shift gleichzeitig klanglich bekannt, aber auch irgendwie neu und frisch erscheinen lassen. Vor allem im 14-minütigen, sehr abwechslungsreichen und das Album abschließenden "The unwashed Platypus" werden Erinnerungen an die sphärische Frühphase von Porcupine Tree geweckt. So ist "Imaginary menagerie" ein Album, welches nicht nur recht gelungen den Brückenschlag zwischen alt und neu wagt, sondern mit Day Shift erscheint zudem ein neuer Name auf der Landkarte, der noch einiges für die Zukunft erwarten lässt.

Kristian Selm



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