CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
darXtar - We came too late
(53:22, Nasoni Records, 2006)
Es ist schon ein paar Jährchen her, als ich das letzte mal etwas von darXtar hörte, einer Band, die mittlerweile seit über 15 Jahren existiert. Die Schweden waren zu jener Zeit ganz tief im Space Rock mit deutlichen Retroanklängen verankert, was sich auch in einer dementsprechend abgehobenen Liveperformance niederschlug. "We came too late" ist der programmatische Titel des Comebackalbums, welches Aufnahmen aus den Jahren 2002-2005 enthält. Doch nicht nur für die Fertigstellung des Albums ließ sich die Band jede Menge Zeit, auch personell und damit ebenfalls inhaltlich hat eine ziemliche Umorientierung stattgefunden. Der Albumtitel deutet es bereits an, darXtar leben musikalisch immer noch in der Vergangenheit. Doch inzwischen auf Quartettgröße in fast traditioneller Besetzung (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Violine) geschrumpft, sind nicht nur die Keyboards fast komplett verschwunden bzw. wesentlich mehr in den Hintergrund gedrängt, sondern auch von der spacigen Grundatmosphäre der Vergangenheit ist eigentlich nur recht wenig übrig geblieben. Dafür sind darXtar heutzutage im songorientierten 70er Jahre Rock / Psychedelic Rock mit einem Schuss modernem Alternativ Rock Flair unterwegs. Die zwölf Titel von "We came too late" sind meist im relaxten Mid Tempo gehalten und gefallen vor allem durch ihre melodieselige Lockerheit. Gerade die Gitarre bricht immer wieder zu psychedelisch verklärten Sololäufen auf, rockt aber bei Bedarf auch mal richtig dreckig los. Doch ist die instrumentale Vorherrschaft nicht alleine auf die Gitarre fixiert, die sorgsam eingestreuten Violineinlagen sorgen zusätzlich für den rechten Pfiff. Neben dem songbasierten Ansatz ist aber dennoch auch Zeit für stimmungsvolle Ausschmückungen und längere, recht trippige Instrumentalpassagen. Leider verliert das Album mit zunehmender Laufzeit etwas seinen Schwung, so dass die Titel am Ende der Scheibe doch nicht ganz das gute und ansprechende Niveau des Anfangs halten können. Dies schmälert aber keineswegs den positiven Gesamteindruck. Obwohl darxtar konsequent in der Vergangenheit verhaftet bleiben, bringen sie ihr Retrokonzept keineswegs angetagt, sondern durchaus originell und eigenständig auf den Punkt. Schöne Rockscheibe mit einem zeitlosen Ansatz.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006