CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)
Celestial O'euvre - Second chance
(60:32, Privatpressung, 2005)
Manchmal dauert es eben etwas länger. Bei Celestial O'euvre waren es gerade mal lächerliche 30 Jahre von den Anfängen bis zur letztendlichen Veröffentlichung des ersten Longplayers. Zwar wurde die Band erst 2004 aus der Taufe gehoben, doch die Ursprünge gehen zurück bis ins Jahr 1975, als Joe Acaba, Jose Damian und der leider inzwischen verstorbene Charlie De Jesus die Band Demian formierten. In den zwei Jahren ihres damaligen Bestehens komponierte die Band rund 40 eigene Titel, jedoch reichte es nie zu einer regulären Veröffentlichung. Nach vielen Jahren trafen die zwei verbliebenen Bandgründer wieder zusammen und unter dem Namen Celestial O'euvre gab man sich eine "zweite Chance" = "Second chance". Im Pressezettel umschreiben die beiden Bandleader ihre Einflüsse auf die Bereiche Rock, Klassik, Psychedelic, Funk und Jazz Fusion, wobei die grundlegende gemeinsame Linie im Progressive Rock zu finden ist. Ganz so stilistisch weitgreifend, wie die Musiker selbst ihr Werk sehen, ist das letztendliche Resultat keineswegs ausgefallen. Von Funk oder Jazz Fusion ist hier nicht das kleinste Fitzelchen in der Musik zu finden, vielmehr bestimmen sinfonische Rockwurzeln, wie ebenfalls der Hang zu bombastischem AOR, Hard Rock und Pomp Rock das Geschehen. Gerade die geschickt arrangierten Vokalharmonien bestimmen den Sound der Band maßgeblich, während das instrumentale Spiel im amerikanischen 70er Jahre Rock Mainstream verhaftet ist, jedoch mit jeder Menge progressiver Einflüsse - vor allem jede Menge wuchtige Keyboardsounds und -soli - durchsetzt wurde. Besonders der Hang zu inhaltlich etwas aufgeblasenen, voluminösen Arrangements und Bombast ist augenscheinlich. Jedoch geschieht dies bei Celestial O'euvre nie mit der Absicht, inhaltliche Mängel irgendwie zu kaschieren, man mag es eben einfach nur etwas überbordernd überladen. "Second chance" rauscht ohrenfreundlich und melodiebeseelt in typisch amerikanischer Rock Prog Manier durch den Äther, auch wenn das spielerische und inhaltliche Niveau der Szenegrößen nicht ganz erreicht wird. Wer kein Freund von pompösen Sounds ist, bekommt hier viele Vorurteile bestätigt, wer es nach amerikanischer Manier locker proggig-mainstreamig mag, liegt bei diesem Album richtig, denn "Second chance" ist bei Leibe keine schlechte Scheibe.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006