CD Kritik Progressive Newsletter Nr.55 (04/2006)

Adachi Kyodai - Xianshi
(47:46, Poseidon / Musea, 2005)

Dass man ausschließlich mit akustischen Gitarren "bewaffnet" einiges auf die Beine stellen bzw. auch einiges für die Ohren bieten kann, dies beweist seit knapp einem Jahrzehnt das California Guitar Trio. Eigenkompositionen werden beim internationalen Dreier mit Klassikern der Rock / Pop Historie vermischt, hin und wieder auch ein klassisches Zitat eingebracht. Das japanische Brüderduo Adachi Kyodai funktioniert nach einem ähnlichen Konzept, spielten auch sie für ihr aktuelles Album eigenes und fremdes Material ein. Doch setzen sie bei letzterem nicht unbedingt auf allseits bekannte Titel, wie man auf "Xianshi" z.B. die Bryan Ferry Komposition "Chance meeting" oder das von Jethro Tull eingespielte "Wond'ring aloud" wiederfindet. Bei der spielerischen Interpretation setzt das japanische Duo vor allem auf Tempo, Schnellspielerei und extreme, sprunghafte Notenfolgen, was eben auf Dauer doch recht anstrengend und etwas zu arg auf das Prädikat "künstlerisch wertvoll" getrimmt wirken kann. Etwas Zurücknahme oder relaxtere Spielweise hätte der Abwechslung und der inhaltlichen Nachvollziehbarkeit sicherlich gut getan, doch hier herrscht eher die japanische Sicht der Extreme vor. Wenn schon schnell und filigran, dann eben richtig. Das ist für einen bestimmten Zeitraum durchaus beeindruckend und begeisternd, sollte auch Fans von virtuoser Akustikkunst begeistern, aber letztendlich tendiert "Xianshi" mehr in die Richtung "Album für Technikfreaks und Gitarrenenthusiasten".

Kristian Selm



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