CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Pursuit - Quest
(66:20, Privatpressung, 2005)

Christliche Botschaften mit populärer Musik zu verbinden, ist nicht unbedingt ein aktuelles Phänomen, man denke da nur an die 80er, als Stryper im Gegenpol zu den ganzen "bösen" Metal Bands die Stilrichtung White Metal aus der Taufe hoben. Doch vor allem seit Neal Morse der missionarische Eifer gepackt hat, ist diese Strömung auch verstärkt bei amerikanischen Progressive Rock Bands zu finden. Grundsätzlich ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, sein Glaubensbekenntnis musikalisch umzusetzen, so lange einem nicht mit "Gewalt" die entsprechende Religion aufgedrängt wird und es nur schwierig ist, bei anderer Gesinnung textlich auf Durchzug zu schalten. Pursuit sind im wahrsten Sinne des Wortes auf der Suche (="Quest") nach dem Guten auf dieser Welt. Dennoch steht hier glücklicherweise nicht die textliche Aussage im Focus, sondern die Musik bestimmt immer noch das Geschehen. Das amerikanische Trio geht dabei auf Streifzug durch gestern und heute und blieb beim traditionellen Hard Rock, sowie modernerem Prog Metal hängen. Wer ganz grobe Orientierungspunkte sucht, dem kann Pursuit vom Ansatz her als eine gut ausgewogene Mischung aus Rush und Dream Theater umschrieben werden. Während so z.B. der Opener "Good fight" bombastischen, melodischen Rock härterer Spielart bietet, geht es beim folgenden "Automaton" vertrackt, komplex und kompromisslos hinein ins metallische Technikkabinett. Auch im weiteren Verlauf des Albums tariert sich das Trio immer wieder neu aus - hier mal etwas Balladenhaftes, dort mal etwas bombastische Übertreibung - die Grundausrichtung ist jedoch immer mit deutlich progressiver Schlagseite versehen. "Quest" ist vor allem deshalb ein gelungenes Konzeptwerk, da hier Melodien und Emotionen, aber auch technische Fähigkeiten in einer gesunden Balance stehen. Pursuit gelingt es, ihre Musikalität und Kompositionsfähigkeit immer in den Dienst der Sache, sprich der Musik, zu stellen und keineswegs ein leeres, aufgeblasenes Gebilde aufzubauen, das bei genauerer Betrachtung eigentlich nur warme Luft enthält. So macht die harte Seite des Progs immer noch Spaß.

Kristian Selm



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