CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Orpheo - Echoes
(70:21, Privatpressung, 2005)

Die Bandbiografie und Stilsuche bei der holländischen Formation Orpheo liest sich auf den ersten Blick so, wie bei vielen anderen Bands auch. Die Ursprünge gehen bis ins Jahr 2001 zurück, nach einigen Irrungen und Wirrungen fand man schließlich ein konstantes Line Up und recht schnell legte man sich auf die sinfonische, progressive Hard Rock Richtung fest. So weit, so gut, und doch ist Orpheo's Debüt "Echoes" irgendwie doch gelungener, überzeugender, als bei anderen Newcomern. Auf der Habenseite kann die Band aus Nordholland nämlich nicht nur mit Wendelin Visser auf eine stimmlich überzeugende Frontfrau bauen, auch die zum Teil eingewobenen, mehrstimmigen Vokalharmonien wissen zu gefallen und erinnern bisweilen an die 90er Jahre Yes-Phase. Einen weiteren Pluspunkt bilden die sofort eingängigen, voluminösen Melodien, die selbst bei Longsongs wie dem über 16-minütigen "Remorse" immer integraler Bestandteil sind. Soli werden eher zurückhaltend eingesetzt, im Vordergrund steht vor allem ein wuchtiger, satter Sound, der aber gleichzeitig von ruhigen, verträumten Nuancen durchsetzt ist. Ebenfalls gelungen ist der Mix aus sinfonischem, bombastischen Rock / Progressive Rock und moderatem Prog Metal, einer gelungenen Balance aus Technik und Melodie. Dabei fallen Orpheo nicht in die Falle des zu oft Gehörten, sondern mit atmosphärischer Grundsubstanz und harmonischer Herangehensweise entsteht über weite Strecken etwas durchaus Eigenes, auch wenn die fünfköpfige Band sich eher in "sicherem" Terrain bewegt und so nicht unbedingt als besonders experimentierfreudig erweist. "Echoes" ist somit weder eine Technikschlacht, noch ein blasses Plagiat, auch wenn natürlich immer wieder Passagen und eigens interpretierte Zitate zu Gehör kommen, die einem irgendwie bekannt vorkommen. Doch irgendwie gelingt es Orpheo immer wieder, die Kurve zu kriegen und sich das richtige Maß an Eigenständigkeit zu bewahren.

Kristian Selm



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