CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Mr.Brown - Mellan tre ögon
(39:55, Transubstans Records, 1977)

Gerade, wenn man denkt, dass alle Archive der 70er doch eigentlich schon durchwühlt sein müssten, gräbt dann doch auf einmal wieder ein Label eine weitere interessante Wiederveröffentlichung aus der Vergangenheit aus. Mr.Brown kamen aus Schweden und verschrieben sich, im Gegensatz zum Hauptteil ihrer Kollegen aus dem Heimatland, weder dem Hard Rock alter Schule, noch findet man bei ihnen folkloristische, skandinavische Wurzeln. Hier geht es eindeutig in sinfonisches Fahrwasser, das sehr von britischen Einflüssen geprägt ist. Da sich im ursprünglichen Erscheinungsjahr 1977 der Progressive Rock bereits auf dem absteigenden Ast befand, war der damalige musikalische Nährboden für Mr.Brown eher staubig und wenig fruchtbar, weswegen die Band auch recht kurz nach der Veröffentlichung ihres einzigen Albums getrennte Wege ging. Glücklicherweise haben Transubstans Records dieses hauptsächlich klassisch-sinfonisch orientierte Werk wieder ausgegraben und es zum ersten Mal als CD Version verfügbar gemacht. Bereits der Opener "Suicide" steckt das Terrain ab, auf dem sich die Nordlichter in den nächsten 40 Minuten bewegen werden. Verträumte, schwelgerische Klänge, die an eine weiche Pink Floyd Interpretation erinnern und vor allem von leichten Pianoklängen und schwebender Melodik geprägt sind. Zwar kommen daneben auch Flöte, gelegentlich Saxophon, wie natürlich auch die Gitarre zu ihrem Recht, doch bestimmen vor allem Klavier und Hammond Orgel den Sound der Band maßgeblich. Dabei setzen Mr.Brown meist auf sachte, aber dramatische Harmonik, ihre Songs sind vor allem durch sinfonische, klassische Momente bestimmt, während es vom Tempo doch eher gemäßigt zur Sache geht. Im treibenden "Kharma 74" beweisen sie aber auch, dass sie es durchaus mal rockiger krachen lassen können. Gesang kommt hingegen nur ganz vereinzelt vor, doch da sich dieser auf recht mittelmäßigem Niveau bewegt, ist dieses Manko durchaus zu ertragen. Vielmehr setzt das Klavier mit sanfter Untermalung die hörtechnischen Schwerpunkte und macht dieses Album zu einer gelungenen Entdeckung des 70er Jahre Progressive Rocks der sinfonischen Spielart, mit einem leichten Hang zum Softrock.

Kristian Selm



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