CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Magrathea - Legends
(62:47, CD-R Privatpressung, 2004)
Beim Schnüffeln im Internet stößt man ja bisweilen auf so manche obskure Band. Auf Magrathea wurde ich durch eine überschwängliche Kritik auf einer - wenn ich mich recht erinnere - amerikanischen Homepage aufmerksam. Dort wurde Magrathea in den höchsten Tönen abgefeiert und jedem Genesis-Fan ans Herz gelegt. Ich glaube dem Autor ja gerne, dass ihm dieses Album überaus gut gefällt, allerdings erzeugt er mit einer solchen Kritik auch eine Erwartungshaltung, der ein derartiges selbstproduziertes Album gar nicht gerecht werden kann. Wie gesagt, es handelt sich um ein in Eigenproduktion erstelltes Werk, dem ein eher geringes Budget zugrunde liegen dürfte, was man der CD auch anhört - also sollte man keinesfalls von einer Hochglanzproduktion ausgehen. Wichtiger aber: welche Musik ist zu erwarten? Und da liegt der Autor natürlich völlig richtig, denn es ist allzu offensichtlich, wer als Hauptinspirationsquelle dient: Genesis. Schon die ersten Töne des Eröffnungstracks erinnern stark an "A trick of the tail", und im weiteren Verlauf klingt ein weiteres Album immer wieder durch, das - gerade im Vergleich mit den alten Meisterwerken - eher unverdächtig ist, großartig uminterpretiert zu werden, nämlich "...and then there were three". Magrathea sind ein Duo, deren Kopf Sänger und Keyboarder Glenn Alexander ist, der auch für alle Kompositionen und den Drum Sound verantwortlich zeichnet. Unterstützt wird er von dem Mann an den Saiten, Gary Gordon, der neben E-Gitarren auch den Bass bedient. Nicht, dass der Sänger auch nur halbwegs nach Phil Collins, geschweige denn Peter Gabriel klingt. Nein, Herr Alexander versucht gar nicht erst, diesbezüglich Assoziationen zu wecken. Seine Stimme ist eher unspektakulär, aber im Wesentlichen durchaus angenehm zu hören. Einige Gesangsmelodien besitzen definitiv Ohrwurmcharakter, da ist beiden Musikern tatsächlich gerade bei den balladesken Songs einiges Talent zu bescheinigen. Bestes Beispiel hierfür ist der wunderschöne Song "Galadriel". Was in überaus frappierender Form an Genesis erinnert, sind eindeutig die Keyboardparts. Und hin und wieder bringt sich auch Gary Gordon mit gut integrierten Gitarreneinlagen ein. Gelegentlich versuchen sie auch, etwas sperriger zu klingen (wie in "Man who loved flowers"), aber meist spielt sich das Ganze doch in sehr melodiösen Bahnen ab. Sieht man mal von den klanglichen Mängeln ab, hat dieses Duo sicherlich ein ordentliches Debütalbum hingelegt, und sie beweisen, dass durchaus Potenzial vorhanden ist. Die großen Vorbilder spiel(t)en aber dann doch in einer ganz anderen Liga.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2006