CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Little Tragedies - Return
(78:12, Musea, 2005)

Was ist bloß mit Musea los? Grub das französische Label früher einige Perlen der Vergangenheit aus und veröffentlichte diese mit Bonusmaterial und liebevoll recherchierten Biografien, fanden aber auch immer wieder einige interessante Newcomer dort ihre neue Heimat, so ist in den letzten Jahren der Output zwar ungebremst, die Qualität ist jedoch leider sehr kräftig nach unten gegangen. Da passt es auch irgendwie ins Bild, dass sich die Pressezettel immer wieder aufs neue vor Begeisterung überschlagen, der wirkliche Gehalt der dort hochgelobten CDs jedoch den Vergleichen selten stand halten kann. Beispiel gefällig? Der russische Keyboarder / Komponist Gennady Ilyin, der als Mastermind hinter der Band Little Tragedies steckt, wird als einer der derzeit größten Keyboarder gefeiert, seine Kompositionen ins Fahrwasser von ELP; Focus und Yes gezerrt, "Return" als fantastischer Neo-Klassik / Sinfonic Rock abgefeiert. Hallo?! Ganz nüchtern betrachtet ist dieses Album solider, relativ belangloser Neo Prog / Retro Prog der überraschungsfreien, wenn auch solide gespielten Sorte, dessen Originalitätsgehalt sich in vorausschaubaren Bahnen hält. Lässt man mal den selten eingesetzten russischen Sprechgesang außen vor, blitzt in einigen Passagen wirklich echte kompositorische Klasse auf, kann man mitunter erahnen, woher die vorhin angeführten Vergleiche (vor allem ELP Bombast) stammen. Doch stoßen vor allem oftmals die billigen Käse-Keyboardsounds erheblich sauer auf, die eine ganz gewagte Attacke auf die Hörnerven bedeuten oder um es böser zu formulieren: selbst mir als Keyboard Fanatiker gehen die Klänge auf Dauer ganz gewaltig auf den Senkel. Schade eigentlich, denn mitunter lässt der Fünfer aus Russland schon erkennen, was möglich wäre, doch viel zu oft macht der undifferenzierte und nervige Sound einiges kaputt. Ein weiteres großes Fragezeichen aus dem Hause Musea.

Kristian Selm



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