CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Lemmus Lemmus - Chameleon mood swing
(40:58, Naked Lemming Records, 2004)

"Keine Synthesizer, digitalen Keyboards oder Sampler wurden bei diesen Aufnahmen verwendet". Bei solch Aussagen weiß man: die Zukunft der Musik liegt wieder mal definitiv in der Vergangenheit. Wüsste man nicht, dass "Chameleon mood swing" erst 2004 entstanden ist, so könnte man angesichts der verwendeten Klangfarben Stein und Bein schwören, dass es sich hier um ein längst vergessenes Juwel aus den Archiven der späten 60er handelt. Mit verschlafener, nicht immer ganz treffsicherer Stimme nuschelt sich Eddie Ron durch die Songs, kongenial begleitet von verklärten Gitarrensounds und jeder Menge antiker und stöhnender Orgel-, Hammond- und Mellotronklänge. Die einfach strukturierten Songs in psychedelisch modifizierter Singer / Songwriter Tradition beeindrucken vor allem durch ihre stimmige Atmosphäre. Die sich verschwommen bunt auftürmenden Klangfarben sind in ihrer Einfachheit schlichtweg bestechend schön. Da stört es weder, dass hier jeder Ton perfekt sitzt, noch dass hauptsächlich mit sehr schleppender, verträumt verklärter Rhythmik musiziert wird. Spätestens, wenn die Gitarre jaulend zu einem kurzen Sololauf anstimmt oder die Orgel ächzend quiekt, das Mellotron weich anschwillt, wähnt man sich auf einmal in einer ganz anderen Zeit fernab von dieser Welt. So wie hier die psychedelische Musik im Fahrwasser der frühen Pink Floyd perfekt in eigener Auslegung reproduziert wird, das verdient schon vollste Beachtung: den israelischen Musikern von Lemmus Lemmus ist eine schöne Zeitreise ohne schalen Beigeschmack gelungen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006