CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Lands End - The lower depths
(65:07 + ?, Cyclops, 2005)

Während die Promopolitik bei den größeren Labels schon eigenartige Kuriositäten produzierte - Songs sind mit grellen Störgeräuschen versehen oder es sind einfach nur unrepräsentative Ausschnitte nach Gusto der Plattenfirma vorhanden - so geht Cyclops gleich richtig konsequent vor. Lands End veröffentlichen nach längerer Durststrecke endlich mal wieder ein Doppelalbum unter ihrem Namen (das Sideprojekt Transcience überbrückte derweil die Zeit mit einigen Alben), zur Besprechung gibt's aber nur die CD1. Entweder reicht dies letztendlich als Eindruck, da die zweite CD eben auch nichts grundlegend Anderes bietet, auch wenn dort ein 53-minütiger Track vertreten ist, oder dies ist eben doch nur die halbe Wahrheit?! Zumindest vom Grundansatz her wartet Teil 1 von "The lower depths" mit kleineren Änderungen bzw. Überraschungen auf: die Amerikaner luden sich virtuell mehrere Gäste ein, allen voran Bruce Soord von Pineapple Thief, Steven Anderson (Sphere3, ex-Grey Lady Down) an der Gitarre, sowie Cathy Alexander (The Morrigan), die gleich zwei Tracks mit ihrem Gesang verfeinert. Ansonsten vertraut die kalifornische Formation auf ihre altbekannte Mischung aus sphärischen, langgezogenen Passagen, sowie neo-progressiver Leichtigkeit. Doch leider hat sich in der Musik von Lands End vom allgemeinen Begeisterungsfaktor in den letzten Jahren nur sehr wenig getan. Noch immer wirkt vieles bei den Amerikanern End wie mit angezogener Handbremse eingespielt, von einer unbestimmten langatmigen Schläfrigkeit durchzogen. Stimmung und Atmosphäre sind eine Sache, doch Lands End lassen oftmals einfach den begeisternden Schwung bzw. inhaltliche Substanz vermissen, die das ausufernde Ausdehnen ihrer Einfälle rechtfertigen würde. So überzeugt zwar die von Pineapple Thief Mastermind Bruce Soord gesungene, rund fünfminütige Halbballade "Why should I?" durch ihre melodische Simplizität, haben die Jungs von der Westküste durchaus einige Instrumentalpassagen mit der rechten Dramatik und Begeisterung eingespielt, aber spätestens beim über 24 Minuten langen "A new world order" wurde einfach die inhaltliche Leere mit zu viel warmer Luft künstlich aufgeplustert. Die Fans von Lands End werden's sicherlich ganz anders sehen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006