CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
King Crimson - The 21st century guide to King Crimson Volume Two 1981-2003
(76:14 + 79:58 + 77:39 + 77:24, Discipline Global Mobile, 2005)
Vor einem Jahr wurde Box Nummer eins veröffentlicht, 4 randvolle CDs mit Material aus den Bandphasen von 1969 bis 1974. Jetzt legt Robert Fripp nach und präsentiert die Jahre 1981 bis 2003, wieder auf 4 CDs. Die Präsentation ist einmalig. Hohe, schlanke Box im edlen Design. Wie in den letzten Jahren stets hat Robert Fripp wieder seinen Lieblingsmaler engagiert, der Zeitung lesende Köpfe auf ganz eigene Weise malt, Comic-haft und auf komische Art ernst, seit einigen Jahren sind alle KC Releases (bis auf die DGM Club CDs) mit den Bildern des Malers designt. Das Booklet ist wieder ein typisches Crimson-Produkt. Robert Fripp präsentiert Auszüge aus seinem Tagebuch. Er schreibt trocken, etwas kopflastig, aber durchaus mit Humor und Anerkennung anderen Bands gegenüber, wenn er etwa meint, Tool sei viel besser als King Crimson. Dazwischen jede Menge Bilder, Tracklists, Plattencover aus der entsprechenden Phase und Hinweise auf leckere DGM Clubreleases. Toll und umfangreich gemacht, da wird den Fans ein optisches und informatives Leckerli vorgelegt, das musikalisch fast nichts Neues präsentiert. Andere Bands machen vielleicht zwei CDs mit Best of - Material voll, bei King Crimson braucht man dafür 8 randvolle CDs. Die Gliederung ist genau wie bei Box 1 erfolgt. CD1: In The Studio 1981- 1984. In 12 Songs geht es um die drei 80er KC Alben. Mir persönlich sagt diese Phase überhaupt nicht zu, die minimalistischen Wiederholungen, der New Wave Touch, der Popsound. Aber immerhin hat die Band damals einen ihrer witzigsten Songs aufgenommen: "The King Crimson Barbershop", ein Vokaltrack nur von Tony Levin eingesungen im typischen 80er A Capella Stil, nett und hübsch anzuhören. Als Bonus gibt es auf der 1. CD 6 Tracks, die in den Phasen von 1982 bis 2004 eingespielt worden und teilweise nur Schnipselware sind. Ein Track davon, "Form No. 1" war bisher unveröffentlicht. Auf CD2 sind 15 Songs aus der gleichen Phase wie auf CD1 enthalten, jedoch Live-Aufnahmen, die sämtlichst bereits auf anderen CDs zu hören sind. Gut zu hören, dass die Band live in den 80ern durchaus schon mal aus dem selbst gestrickten Korsett ausbricht und kräftiger und virtuoser rocken kann. CD3 setzt 11 Jahre später an. In The Studio: 1995 bis 2003 zeigt die genesene und vitale Band, die jetzt einen Schnitt durch ihre Historie gemacht hat und die minimalistischen 80er mit der Heavyness der 70er als Inspiration zeigen. Tolle Stücke, aber seltsame Auswahl. 4 Songs stammen von "THRAK", einer von "THRaKaTTAK" und die restlichen 10 von "The Power To Believe", von dem Album fehlt nur der (langweilige), 6-minütige Düsterdance "Dangerous curves". Scheint Robert Fripps Lieblingsalbum der 1990er/2000er Ära zu sein - und hört sich auch verflixt gut an. Die 4. CD, "Live: 1994 bis 2003", hat zwei unveröffentlichte Tracks drauf. Eine mordsheavy krachende Version von "One time" über 6 Minuten und "FraKctured" im neuen Kleid, teilweise auch extrem heavy, über 8 Minuten lang. Die anderen 11 Stücke sind bereits auf den diversen Live-Alben der letzten Jahre verteilt veröffentlicht worden. Die Hardcore Fans werden nicht zu überlegen brauchen. Sucht hat keinen Ausweg. Den Unentschlossenen sei die Box als Tipp genannt. Schmeißt die 3 80er Jahre Alben weg, die Aufnahmen auf dieser Box zeigen einen guten und ausreichenden Ausschnitt aus dem King Crimson Programm der Jahre 1981 bis 2003. Allein die Aufmachung ist das Teil wert.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2006