CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Apokatastasia - Shedding
(50:04, Privatpressung, 2005)

"Oben brummt's und unten näselt's" hat Antonin Dvorak mal über das Cello gemäkelt. Obwohl von dem eines der schönsten Cello-Konzerte stammt. Aber der kannte ja auch weder Apokalyptica, noch kannte er die Schweizer Apokatastasia, die sich gut erkennbar von den finnischen Cello-Zersägern haben inspirieren lassen. Und dennoch davon ausgehend einen erfreulich selbstbestimmten Weg gehen. Das hat wohl u. a. damit zu tun, dass bei Apokatastasia nur ein Cellist mit (zum Zeitpunkt der Aufnahmen) einem Gitarristen um die Melodieführung ringt. So würden die späten, nicht mehr Metallica nachspielenden Apocalyptica also ungefähr im Jam mit einer Folk-beeinflußten ProgMetal-Band klingen. Ganz aktuell hat die Band laut eigenen Aussagen einen neuen Bassisten gewonnen, woraufhin im resultierenden Quintett der bisherige Basser zum zweiten Gitarristen wird, was dem Material abermals mehr Zunder geben könnte. Ohne dass auf "Shedding" irgendetwas fehlen würde. Diese Rückschau auf alle bisherigen unveröffentlichten Stücke der Schweizer fesselt mit süß-singender Cello-Melancholie ("Shizophriend"), Growl-verzierten Gothic-Anklängen ("Sag Lessek"), einem Jazz-inspirierten "She's not there"-Zitat mit abruptem Ende ("LSD"), (Horror-)Filmmusik "Shrugga", majestätische Klassikanverwandlungen ("Nothing") und vielem mehr. Eine Bonus-Fassung von "Empty Flower" mit teils cleanem, teils gegrowltem Gesang rundet ein ansonsten überwiegend instrumentales Album angenehm ab. Kann und sollte bei der Band bezogen werden: www.apokatastasia.ch!

Klaus Reckert



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