CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Tadashi Goto - Soundscape
(49:50, Inter Music/Musea Parallele 2005)

Die Inspiration zu diesem Album ist im weiten Feld zwischen abstraktem Emerson Lake & Palmer Sound, elektronischer Musik und ambientem New Age zu finden. "Soundscape" ist ein vielschichtiges und eklektisches Werk, das jedoch gleich an mehreren Stellen krankt. Zum einen ist das Einmann-Unternehmen schon instrumental beschränkt, so dass Keyboardbass und Rhythmuscomputer die rhythmische Basis bilden, was teils zwar komplex programmiert wurde, aber soundtechnisch arg belanglos klingt. Höhepunkt der CD ist der über 11 Minuten lange Titeltrack, mit dem Tadashi Goto Emerson Lake & Palmer ein wildes Denkmal setzt, das heftig rockt - und doch nur hörbar elektronische Keyboardarbeit ist, womit die sehr gute Idee leider verschenkt ist. Dennoch verbreitet das Stück auf Grund seiner vitalen und expressiven Komposition Erregung. Die (Tasten-) Materialschlacht hat es in sich! Wie würde der Song erst klingen, wenn ihn eine Heavy Prog Band eingespielt hätte! In den meisten anderen Songs ist die symphonische Keyboardarbeit von schlichteren, teilweise gar Dance typischen Rhythmen unterlegt. Die Songs an sich sind durchaus interessant; hätte eine komplette Rockband die Stücke eingespielt, würde die CD gewiss für Aufsehen sorgen. So geht die Energie großteils verloren. Die elektronischen Sounds übertreiben maßlos in vorlautem Bombast, hinter dem Lärm verbirgt sich oft nur heiße Luft. Und die New Age Tracks klingen, als hätte Tadashi Goto Canterbury Kompositionen in dicken Nebel eingebuttert, gut durchgewässert und mit schlierigem Öl gesättigt, und das Resultat mit säuseligen Keyboardsounds angerichtet. Welch Graus! Schade drum, denn abstrakt komponieren kann der Mann.

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 2006