CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Jack Foster III - Raptorgnosis
(62:20, Musea, 2005)

Das Jack Foster III Debüt "Evolution of Jazzraptor" überraschte im Jahre 2004 durch eine sehr eigene Verschmelzung allerlei unterschiedlicher Stilistiken, die um ein grundsolides Rock / AOR Gerüst herumgebaut wurden. So wird beim Nachfolger "Raptorgnosis" ebenfalls auf die gleiche musikalische Grundformel aus Mainstream und Anspruch gesetzt, ist zudem die gleiche Erfolgsmannschaft am Start. Sänger / Gitarrist Jack Foster III bekommt wiederum tatkräftige Unterstützung von Trent Gardner (Magellan) und dem Multi-Instrumentalisten Robert Berry, die ihm gleich auch noch produktionstechnisch unter die Arme griffen. Keine Veränderungen also? Ja und nein. Das muntere Spiel mit allerlei Stilen ist natürlich wiederzufinden, die Grundrichtung ist jedoch dieses mal noch eine Spur rockiger / mainstreamiger angelegt, während dafür die gelegentlichen Prog Rock Einflüsse wesentlich intensiver zur Geltung kommen. Dabei setzt Jack Foster III auf "normale" Songlängen, geht es dem Mann mit der sympathisch kehligen Stimme mehr um kompakte Songstrukturen, denn um ellenlange Soloschlachten. Der songdienliche Ansatz lässt dennoch genügend Raum für Abwechslung, in die einzelnen Songs wurde einiges inhaltlich hineingesteckt. Trotzdem funktioniert die Mixtur nicht ganz so beeindruckend wie noch auf dem Vorgänger. Das liegt hauptsächlich daran, dass das Debüt irgendwie lockerer und spielerisch überraschender wirkte, während das Material auf "Raptorgnosis" von einer gewissen Ernsthaftigkeit und zu wenig echten Überraschungen geprägt ist. Zwar startet "Raptorgnosis" wirklich furios, doch im weiteren Verlauf der CD geht einfach irgendwie der rechte Schwung, die überzeugende Power des Anfangs verloren. Natürlich sind Posaunensoli nicht gerade das 08/15 Programm, gibt es auch dieses mal einige nette Wendungen und fetzige Passagen, doch trotz druckvoller, transparenter Produktion können die Ideen auf gesamte Spieldauer betrachtet nicht an das Debüt heranreichen. So ist "Raptorgnosis" zwar sicherlich keine echte Enttäuschung und auch für diejenigen eine gute Empfehlung, die bereits an "Evolution of a Jazzraptor" ihre Freude hatten. Im internen Vergleich ist der Zweitling jedoch einfach schwächer ausgefallen.

Kristian Selm



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