CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Fluxury - Perishable goods
(59:09, Privatpressung, 2005)
Es ist nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen, wenn eine CD zum wiederholten Male angehört werden muss, nur damit man irgendwie einen entsprechenden Zugang zu dieser findet. Fluxury sind mal wieder einer dieser Kandidaten. "Perishable goods" gehört zu jenen Alben, bei denen man erst einmal nach der passenden gedanklichen Orientierung und Zuordnung sucht. Dies liegt keineswegs daran, dass die insgesamt 10-köpfige Band einen ungenießbaren Stilmix auffährt, sondern deren vordergründig meist angenehmen Klänge und durchaus gut anhörbare Sounds und Ideen wirken zwar zuerst eher unspektakulär, dennoch keineswegs unoriginell und erschließen sich eben erst nach mehrmaligem Anhören. Wahrscheinlich fängt die eigene mentale Verwirrung bereits mit dem Cover an, das mehr nach Techno und Elektronik ausschaut, als dass man hier nun progressive Rockmusik in irgendeiner Ausprägung vermutet. Weiter geht es mit der stilistischen Ausrichtung, die zwar hauptsächlich auf die mehr sinfonische Progressive Rock Schiene setzt, jedoch irgendwie einen Spagat zwischen Moderne und Retro schafft, der mal mehr im Neo/Retro Prog Fahrwasser schippert, verquere Passagen unterstreut, dann aber auch wieder mit einem anspruchsvollen Pop-/Rockansatz überrascht. Ebenfalls ungewöhnlich: Fluxury verfügt über eine recht unorthodoxe Besetzungsliste: neben der Rhythmustruppe sorgen gleich drei(!) Sänger/innen für stimmliche Abwechslung, drei Gitarristen und 2x Keyboards gehören auch nicht zum alltäglichen Bild eines "normalen" Band Line-Ups. Jedoch ist von dieser instrumentellen "Überbesetzung" klanglich eigentlich nichts zu hören, vielmehr bleiben Fluxury im traditionellen Klangbereich verwurzelt. Die eigentliche Überraschung bei Fluxury ist der Ansatz, komplexe bzw. schräge Strukturen für den Zuhörer in einer zugänglichen Dosis zu verabreichen. In sehr eigenständiger Umsetzung überwiegen zwar die sinfonischen und mehrheitlich harmonischen Ansätze, doch hinterrücks schleichen sich immer wieder ungewöhnliche Passagen ein, verfallen Fluxury eben nicht nur in allseits bekannte Schemen. Gerade dadurch fordert "Perishable goods" geradezu auf, sich genauer mit diesem Album zu beschäftigen. Und so entdeckt man dann beim wiederholten Anhören sorgfältig eingewobene mehrstimmige Gesangspassagen, klassische Strukturen, aber auch andere Assoziationen, die schließlich in der Erinnerung haften bleiben. Leider schleicht sich zwischendurch ebenfalls eher überraschungsarmes Material ein, das dieses Album wieder in eine ganz andere Richtung zieht. Alles in allem ist "Perishable goods" zwar sinfonisch und vordergründig eher zugänglich angelegt, wer aber mit gewissen Kniffen und nicht immer sofort durchschaubaren Überraschungen leben kann, sollte sich mal an dieser holländischen Formation versuchen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006