CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Esthetic Pale - Long forgotten words
(49:57, Privatpressung, 2005)

Sehr erfreulich ist es doch, dass die Pfälzer Proggies ein neues Album veröffentlicht haben, wobei die Songs nicht ganz so neu sind und alle schon ihren Livetest hinter sich haben. Ganz besonders freut es mich, dass Keyboarder Claus Peter Fuhrmann wieder mit an Bord ist, da steht ja grandiosen Konzertaktivitäten fast nichts mehr im Wege. Nur etwas mehr als ein, zwei Gigs im Jahr sollten dann möglich sein. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da hatten Bands auf etwa dem Level mehr Auftritte - in der Woche! Aber da hatte fast jedes Dorf ein Kulturhaus und es gab ein Bestreben, jungen Leuten mehr anzubieten als Autos anzünden, Harz lV und Handys. Gut, mit der Musik auf "Long forgotten words" hat das jetzt nicht direkt was zu tun. Im Vergleich zum Vorgängeralbum fällt die Umbesetzung bei den Sängerinnen auf, wobei aber nur Katrin ein wirklich neues Gesicht in der Band ist. Wichtig ist, dass der zweistimmige Frauengesang erhalten bleibt, womit sich Esthetic Pale von allen anderen Progbands abheben. Die Hinwendung der Band zum lupenreinen Prog, seit einigen Jahren schon betrieben, wird auch mit dem neuen Album fortgeführt. Wenn ich mal das anderthalb Minuten Gitarreninstrumental außen vor lasse, stelle ich fest, unter 10 Minuten geht fast nichts mehr. Aber eben nur fast, denn zwischen je zwei Longtracks am Anfang und Ende des Albums wurde in der Mitte mit dem von Akustikgitarre und Gesang dominierten "God`s notion" und "As far as I can tell" eine Verschnaufpause vom Proggewitter geschaffen. Geschickt gemacht. Mangelhaft ist lediglich der Break bei "Phonecall 4AM" (bei Minute 5:15), das sehe nicht nur ich so. Aber die Freude an "Long forgotten words" lasse ich mir davon nicht vermiesen! Also haben wir es mit einem sehr gut gelungenen Progalbum zu tun. Die Mischung stimmt: ruhige und härtere Passagen, gutes Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards, fast immer sinnvolle Breaks und Gesänge, die stets eine Stärke dieser Band waren. Die derzeitige Besetzung scheint wirklich die optimale zu sein. Um es in der Fußballsprache auszudrücken: für die 1. Bundesliga reicht's locker.

Andreas Schütze



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