CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Crazy World - Crazy World
(53:56, Ranch, 2005)

Lese ich Crazy World, dann kommt mir sogleich "The Crazy World of Arthur Brown" in den Sinn. Ganz so falsch liege ich damit keineswegs, denn die All-Star Formation Crazy World aus Finnland ist ganz eindeutig auf dem Retro Trip. Mit Musikern von so musikalisch unterschiedlichen Formationen wie Wigwam, der Pekka Pohjola Group, Stratovarius und Five Fifteen geht es zurück zur klassischen, handgemachten Rockmusik aus den seligen 70ern. Hier haben erdige Gitarren, röchelnde Hammondklänge (und Mellotron) und verspielte, aber knackige Melodien das Sagen. Und dass der Trip in die Vergangenheit nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit der Beteiligten war, sondern die Musiker einfach einen riesigen Spaß beim Aufnehmen des Albums hatten, hört man hier jeder Note an. Da werden schöne Gitarren- und Keyboardsoli zelebriert ("Long hair wildman rides again" fängt sogar floydige Stimmungen ein), aber auch ansonsten wird in Stimmung und gefühlvoller Spielweise überzeugend der rockigen Vergangenheit gehuldigt. Letztendlich setzen Crazy World vor allem auf die musikalische Sparte, die Frontmann "Golden boy" Mika Järvinen bereits mit seiner Combo Five Fifteen seit einigen Jahren vorlebt, weswegen es auch nicht großartig erstaunt, dass als einzige Coverversion dieses Albums mit "Good times, bad times" ein Led Zeppelin Klassiker am Start ist. Mit Prog hat dieses Album logischerweise nur ganz am Rande etwas zu tun, doch so lange Musik im Retrosound so überzeugend präsentiert wird, dürfen an dieser Stelle auch gerne ein paar Worte über solch gelungene Scheiben verloren werden.

Kristian Selm



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