CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Conqueror - Storie fuori dal tempo
(61:59, Ma.Ra.Cash Records, 2005)

Conqueror machen sich mit ihrem zweiten Album "Storie fuori dal tempo" auf, die Progwelt zu erobern. Ha, welch blöder und flacher Wortwitz! Nun, zur vollständigen Eroberung wird es zwar nicht reichen, nichtsdestotrotz legt das italienische Quintett ein schönes Album mit Elementen aus 70er Prog / Italo Prog und vermehrt neo-progressiven Einfällen vor. Vor allem in den vielen instrumentalen Passagen gelingt der Band manch wunderbar südeuropäisch angehauchter Einfall, bei dem auch mal Flöte oder Saxophon die instrumentale Führungsrolle übernehmen und sich geschickt mit Gitarre und Keyboards abwechseln. Conqueror schlagen sich dabei vor allem auf die Seite der weichen, elegischen Sounds, was keineswegs heißen soll, dass hier nur der Schonwaschgang mit Weichspüler eingeschaltet ist. Vielmehr versteht es die Band, mit sanfter Dramatik, mit sinfonischer Melancholie und wohl durchdachtem Songaufbau das rechte Maß an inhaltlicher Klasse aus ihren Songs herauszukitzeln. Leider werden der positive Eindruck und vor allem die instrumentale Abwechslung durch die nicht immer sattelfesten Gesangsleistungen von Simona und Sabrina Rigano getrübt. Deren Einlagen wirken mitunter etwas wackelig und unsicher, sorgen so für leichtes Kräuseln der Hörnerven. Da nützt es auch nicht, dass man sich für Gesang in Landessprache entschieden hat, der sich zwar harmonisch ins Bandgefüge einreiht, aber einfach von der Interpretation nicht so rechte Freude aufkommen lässt. Glücklicherweise steht jedoch meist Instrumentales im Vordergrund, kann die Balance aus leicht folkigen Passagen - vor allem die vielen Flötenpassagen wissen zu gefallen - und moderat expressivem Progressive Rock überzeugen. Wenn man ungefähre Vergleichsmomente heranziehen möchte, so könnte man Conqueror als zurückgenommene Version von Höstsonaten bzw. Finisterre bezeichnen. Sollte das gesangliche Manko beim nächsten mal verbessert werden und die Band es auch mal wagen, mit mehr Power aus dem eigenen Schema auszubrechen, so ist hier sicherlich noch mehr herauszuholen. So ist "Storie fuori del tempo" ein solides und gutes Album, mit Potenzial für mehr.

Kristian Selm



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