CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)
Tuner - Totem
(57:55, Unsung Records, 2005)
Aus dem King Crimson Dunstkreis ist man ja einiges an Experimentierfreudigkeit gewohnt. Auch Schlagzeuger Pat Mastelotto hält sich da nicht zurück. Zusammen mit Markus Reuter (Centrozoon), die sich beide zufällig(!) in einem Zugabteil auf der Fahrt von München nach Würzburg trafen, entstand das Projekt Tuner. 2004 gab man das erste gemeinsame Konzert, Anfang 2005 entschied man sich dazu, ein komplettes Album zu produzieren. Die Liste der Gäste liest sich schon mal beeindruckend, denn neben Trey Gunn (ex-King Crimson) und Robert Fripp, waren auch Schlagzeug Legende Dennis Chambers, sowie Adam Jones von Tool beteiligt. Jedoch ist bei diesem sehr Elektronik-lastigen Projekt einiges anders, so dass man die Beiträge der Gäste lediglich als Samples zu hören bekommt, sie der Gesamtatmosphäre des Albums untergeordnet werden. Neben den technischen, aber keinesfalls kalten Stimmungen, finden sich vor allem jede Menge Sprach- und Klangfetzen in der Musik wieder, lebt "Totem" aber vor allem von den Grooves. So wandern die Stücke zwischen Experimentalität, rhythmischer Subtilität bis hin zu harmonischer Prägnanz. Es entstehen faszinierende moderne Klang- und Rhythmusgebilde, die trotz aller "Schrägheit" bisweilen richtig gut in Bein und Ohr gehen, auch, wenn vor allem der Mittelteil des Albums doch einiges an "harter" Kost bereithält, das Ende des Albums recht stimmlastig und minimalistisch geraten ist. Interessanterweise spiegeln sich bei Tuner wirklich die beiden musikalischen Hintergründe - moderne King Crimson auf der einen, Centrozoon auf der anderen Seite - in organischer Weise als Eckpfeiler wieder. Wem die diversen Projeckts von King Crimson einfach zu sperrig waren, bekommt hier in abgeschwächter Form genau die richtige Dosierung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006