CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

Trigon - Emergent
(63:54, Eigenvertrieb, 2005)

Bisher konnte mich die spielfreudige Karlsruher Combo nur auf ihren Live- Veröffentlichungen klanglich voll überzeugen. Neben einiger ordentlich klingenden Studio-Alben ("Nova", "Beschränkte Haftung" etc.) und den hinlänglich bekannten und gelobten Live-Alben (v.a. "Herzberg 2002" und "Herzberg 2004"), gab es in der Vergangenheit eine Vielzahl sogenannter Public-Jam-Alben, die mit wenig Aufwand im Proberaum aufgenommen und in mühevoller Heimarbeit leidlich gemastert wurden. Das Ergebnis klang dann teilweise stumpf und konnte nur selten die Energie vermitteln, die doch Trigon als Band in besonderem Maße auszeichnet. Das so vorgestellte neue Material wirkte einfach nicht, es verkaufte sich unter Wert. Für eine Band, die bei solchen Veröffentlichungen neues Material, experimentellere Stücke und neue Einflüsse in die Musik einfließen lassen möchte, ist dieser Zustand auf Dauer höchst unbefriedigend. Das professionelle Mastering von Grobschnitt-Mastermind Eroc macht auf "Emergent", ihrem mit Abstand besten und bestklingendsten Public-Jam-Album, den Unterschied. Was man vorher auf den Public-Jam-Aufnahmen nur erahnen konnte, ist nun endlich hörbar und bedarf eigentlich auch keiner aufwendigeren Aufnahmetechnik mehr. Trigon rocken und grooven einfach wie Hölle und belegen, dass sie sich zu einer der wichtigsten deutschen Jam-Rock mausern. Mehr denn je ist die Rhythmus-Sektion Stefan Lange/ Tihomir Lozanovski hervorzuheben, die den dominierenden Gitarrensounds von Power-Gitarrist Rainer Lange Paroli bieten können. Davon profitiert der gesamte Sound der Band, macht ihn abwechslungsreicher und, dank des Masterings, plastischer und dreidimensionaler. Für mich ist "Emergent" einer der Highlights des abgelaufenen Jahres. Außerdem hat das Album ja sozusagen historischen Wert, beinhaltet es doch die letzten gemeinsamen Aufnahmen mit dem mittlerweile ausgestiegenem Nekropolis-23-Tastenmann Udo Gerhards.

Sal Pichireddu



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