CD Kritik Progressive Newsletter Nr.54 (01/2006)

The Devin Townsend Band - Synchestra
(65:20, InsideOut, 2006)

Devin Townsend, der "Madman des Metal", ist dafür bekannt, dass er ein Mann der Extreme ist. Dient ihm die Band Strapping Young Lad dazu, seine ganzen Aggressionen, Wut und Ärger in dementsprechend kompromisslose und alles niederwälzende Musik umzusetzen, so nützt er seine Soloalben bzw. die Alben der Devin Townsend Band als emotionaler und musikalischer Gegenpol. Dort geht es wesentlich gemäßigter zu, doch was heißt bei dem Kanadier schon gemäßigt? Er setzt eben einfach mehr auf Melodien und Atmosphäre, nimmt die gewalttätigen Komponenten erheblich zurück, packt seine Songs jedoch in einen sehr wuchtigen Breitwandsound. Zumindest kannte man ihn bisher so. "Synchestra" ist davon keine vollständige Abkehr, jedoch zeigen sich auf diesem Album ganz neue Facetten, gibt es sogar Momente von geradezu fragiler, friedfertiger Schönheit. Der akustische, wunderschöne Opener "Let it roll", aber auch das hymnische "Babysong", sowie der "Hidden Track" am Ende des Albums sind hierfür Paradebeispiele. Doch Townsend wäre eben nicht Townsend, wenn er diese Momente eben nur als Übergang für radikale Wechsel benutzen würde. Denn schon beim zweiten Titel "Hypergeek" gibt es wieder die bekannte Volldröhnung. Doch ist "Synchestra" ein überraschend positives, geradezu überschwänglich fröhliches Metalalbum der besonderen Art geworden. Selbst Polka- bzw. Country-Elemente finden Verwendung und das fast schon metallisch-zappaeske Spiel mit den Stilen erfährt seine Vollendung mit dem Gastauftritt des ehemals bei Zappa tätigen Steve Vai. Die vierzehn Songs auf "Synchestra" sind sicherlich das bisher inhaltlich abwechslungsreichste Material, welches Devin Townsend auf einem Tonträger vereinte und dokumentieren einmal mehr die Ausnahmestellung dieses Extremmusikers.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2006